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Plastinarium: Für Schüler tabu

Brandenburger Schüler dürfen das kürzlich eröffnete Plastinarium des Leichenpräparators von Hagens in Guben nicht während des Unterrichts besuchen. Außerdem soll eine Alterbeschränkung eingeführt werden.

Potsdam - Ein entsprechendes Verbot sprach Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) aus. Ein Besuch der Ausstellung im Unterricht sei nicht mit dem Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schulen vereinbar, betonte Rupprecht. Die Schulen seien auch für den Schutz der seelischen Unversehrtheit der Kinder verantwortlich.

Rupprecht unterstrich, normalerweise seien die Schüler verpflichtet, am Unterricht teilzunehmen. In Anbetracht der ethischen Umstrittenheit der Ausstellung sei jedoch eine Verpflichtung zu einem Besuch des Plastinariums undenkbar. "Das Zerschneiden von toten Menschen in aller Öffentlichkeit wie es im Plastinarium geschieht, hat nichts mit wissenschaftlicher Erkenntnis zu tun, sondern dient nur dem Profit und dem Voyeurismus. Das lehne ich entschieden ab", hob der Minister hervor.

Keine Teilnahmepflicht für Exkusionen

Für Exkursionen von Schulen besteht nach Angaben von Rupprecht keine Teilnahmepflicht. Wollten Schulen auf freiwilliger Basis die Ausstellung besuchen, müssten sie bei minderjährigen Schülern die schriftliche Erlaubnis der Eltern einholen. Er rate jedoch auch in diesem Fall dringend von einem Besuch im Plastinarium ab.

Als Jugendminister setzt sich Rupprecht zudem für eine Altersbeschränkung der Ausstellung ein. "Ich werde das zuständige Ordnungsamt auffordern, eine Altersbeschränkung zu erlassen", sagte der Minister.

SPD-Fraktionschef Günter Baaske sprach sich ebenfalls für eine Altersbegrenzung aus. Das Plastinarium sei nichts für Kinder. Deshalb dürfe es keine verpflichtenden Schulbesuche geben. Er selbst werde nicht in das Plastinarium gehen. Es sei unangemessen, Menschen zu zersägen, um sie zur Schau zu stellen. Rechtlich gebe es jedoch keine Einwände dagegen. Zudem hätten fast 50 bisher arbeitslose Menschen im Plastinarium einen Job gefunden.

"Beitrag zur Abstumpfung und Verrohung"

CDU-Fraktionschef Thomas Lunacek fügte hinzu, das Plastinarium sollte für Minderjährige nicht zugänglich sein. Mit der "Zurschaustellung von menschlichen Leichen zum reinen Vergnügen und zum Voyeurismus" werde ein Beitrag zur Abstumpfung und zur Verrohung geleistet. In einer Zeit, in der zunehmende Gewalt in allen gesellschaftlichen Bereichen beklagt werde, sei das nicht akzeptabel. Vor allem müssten junge Menschen davor geschützt werden, in Leichen reine Show- und Profitobjekte zu sehen.

Von Hagens hatte das Plastinarium in der vergangenen Woche gegen den Widerstand der Kirchen eröffnet. Nach seiner Darstellung handelt es sich um eine weltweit einzigartige Einrichtung, in der öffentlich die Herstellung anatomischer Präparate von Mensch und Tier demonstriert wird. Zugleich werden dort Plastinate hergestellt. Die Gubener Plastinate GmbH wird millimeterdünne, plastinierte Körperscheiben von Mensch und Tier hauptsächlich für Wissenschaft und Lehre fertigen. Später sind auch Ganzkörperplastinate geplant. (Von Susann Fischer, ddp)

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