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Brandenburg: Platz für acht Fußballfelder

BRAND .Mit einem großen Volksfest feiert die CargoLifter AG heute im 60 Kilometer südlich Berlins gelegenen Ort Brand den Baubeginn für eine der größten Produktionshallen der Welt.

BRAND .Mit einem großen Volksfest feiert die CargoLifter AG heute im 60 Kilometer südlich Berlins gelegenen Ort Brand den Baubeginn für eine der größten Produktionshallen der Welt.Am Tag der offenen Tür erklären Fachleute anhand von Modellen die ungewöhnlichen Dimensionen der künftigen Werft: In dem 340 Meter langen, 200 Meter breiten und 100 Meter hohen Monstrum sollen ab dem nächsten Jahr die ersten Luftschiffe für den Transport riesiger Schwerlasten montiert werden, die ab 2001 auf Jungfernflug gehen.Acht Fußballfelder hätten hier Platz.Gleichzeitig kann zwischen 10 und 17 Uhr das Entwicklungszentrum besichtigt werden.Den ganzen Tag starten Busse zu Rundfahrten über den bis 1994 von den russischen Streitkräften genutzten Flughafen.

Mit einer geplanten Investition von 412 Millionen Mark gehört die Luftschiffwerft zu den größten Bauvorhaben Brandenburgs."Wie es sich gehört, wurde die Idee dafür vor drei Jahren in der Luft geboren", erzählte Wirtschaftsminister Burkhard Dreher gestern beim Besuch der ersten Hallen."Im Flugzeug zwischen Berlin und Frankfurt/Main las ich in einem Wirtschaftsmagazin von der Idee, Luftschiffe für den Transport großer Lasten einzusetzen.Da sagte ich mir, den Chef dieses Unternehmens rufst du nach der Landung an und bietest ihm ein Gelände in Brandenburg an." Es kam wenig später zum ersten Gespräch und zur Tour auf das große Rollfeld bei Brand."Das war tatsächlich der Beginn einer Erfolgsstory", sagte Carl-Heinrich von Gablenz, Vorstandsvorsitzender der CargoLifter AG.Er war jener Mann, den der Wirtschaftsministers nach seinem Flug angerufen hatte.

Ursprünglich war für das mehr als 500 Hektar große Gelände nach dem Abzug des Jagdgeschwaders der Bau einer Autorennstrecke vorgesehen.Da kam das Interesse von CargoLifter dazwischen.Die Rennstrecke fiel nicht unter den Tisch, sondern rutschte auf der Landkarte etwas weiter nach Süden.Bei Hörlitz entsteht bis zum Sommer 2000 der Formel-1-taugliche Lausitz-Ring.

Bisher kann sich der Laie die Dimensionen der Lastenluftschiffe trotz vieler Modelle, Zeichnungen und Filme schwer vorstellen.260 Meter Länge mißt so ein großer Ballon, der mit bis zu 125 Kilometern pro Stunde bis zu 160 Tonnen schwere Güter über tausende Kilometer transportieren soll.Der große Vorteil liegt wohl in der punktgenauen Aufnahme und Ablage von Maschinen- und Anlagenteilen.Während heute Schwerlasttransporte gute Straßen, Brücken, Landebahnen oder Häfen voraussetzen, kann der CargoLifter überall eingesetzt werden."Beispielsweise brauchen in Deutschland produzierte und in Indien benötigte Turbinen nicht mehr in Einzelteile zerlegt werden, sondern kommen komplett zum Bestimmungsort", sagte von Gablenz, der mit seiner Unternehmensspitze in Kürze von Wiesbaden nach Berlin umziehen wird.

Bei allen Diskussion über die neue Technik kommt oft die Sprache auf das Unglück des Luftschiffs "Hindenburg" 1937.Beim Absturz in Lakehurst kamen 36 der 91 Insassen ums Leben.Es bedeutete das Ende der Passagier-Luftschiffe.Nach langen Untersuchungen haben sich Experten auf eine statische Aufladung der Außenhaut durch ein Gewitter als Ursache des Brandes geeinigt (Einzelheiten unter www.hindenburg.com).Mit den Last-Luftschiffen beginnt jetzt eine neue Ära."Unsere heutige Technik ist viel sicherer", sagt von Gablenz.

Das Baugelände liegt unweit der Ausfahrt Staakow auf der A 13 nach Dresden, Landstraße Richtung Staakow.

NACHGEHAKT

Gewinne ab 2003

Der Bau der Werft für große Lastenluftschiffe nahe des südlich von Berlin gelegenen Dorfes Brand nimmt mit der Eröffnung des Airship Design Centers langsam Gestalt an.Über Einzelheiten sprach Claus-Dieter Steyer mit dem Vorstandsvorsitzenden der CargoLifter AG, Carl-Heinrich von Gablenz.

TAGESSPIEGEL: Warum sollen die Zeppeline gerade bei Brand gebaut werden?

GABLENZ: Der ehemalige russische Militärflugplatz bot sich für unsere Zwecke an.Außerdem suchten wir die Nähe zu schon bestehenden Zentren der Luftfahrttechnik.Zum Beispiel die Triebswerksfertigung bei BMW-Rolls Royce in Dahlewitz und der künftige Großflughafen.

TAGESSPIEGEL: Wie waren die Reaktionen in der Region?

GABLENZ: Wir sind sehr freundlich aufgenommen worden und erhalten von den Behörden große Unterstützung.

TAGESSPIEGEL: Woher kommen Ihre Mitarbeiter in Brand?

GABLENZ: Wir beschäftigen hochqualifizierte Mitarbeiter vor allem aus Deutschland, den USA, Großbritannien, Schweden und anderen Ländern.Eine gute Zusammenarbeit besteht mit der Fachhochschule Wildau.

TAGESSPIEGEL: Wieviele Jobs entstehen?

GABLENZ: Etwa 210-240.Im "Airship Design Centrum" arbeiten rund 100 Ingenieure der eigenen Firma und von unseren Partnern.Dazu kommen weitere Jobs im Dienstleistungssektor.

TAGESSPIEGEL: Ab wann wird die Luftschiffwerft Gewinn abwerfen?

GABLENZ: Im Sommer 2001 planen wir die ersten Testflüge.2003 oder 2004 können wir die ersten Gewinne erwirtschaften.Bis 2013 wollen wir 50 Luftschiffe bauen.

TAGESSPIEGEL: Wie begegnen Sie Vorbehalten gegen Luftschiffe?

GABLENZ: Seit dem Absturz der "Hindenburg" vor fast 62 Jahren ist die Idee der Luftschiffe leider tot.Mit der alten Technik sind unsere Cargolifter nicht zu vergleichen.

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