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Brandenburg: Platzeck blickt auf ein zerstörtes Land

Ministerpräsident machte sich aus der Luft ein Bild von den Schäden

Mühlberg. Aus der Luft erscheint es fast idyllisch: Mühlberg, dieses romantisches Städtchen, von Seen umgeben. Die Elbe ist jetzt so breit, dass sie wie ein riesiger See wirkt. Ministerpräsident Matthias Platzeck, der zuletzt am Freitag nach Mühlberg geflogen war, nimmt vom Hubschrauber aus die gelbbraune Seenlandschaft in Augenschein. „Die Lage hat sich gegenüber gestern verschlechtert“, sagt er. Wiesen, die am Freitag noch nicht überspült waren, stehen jetzt unter Wasser. Das Wasser steigt und steigt.

Es bedeckt nun auch die ersten Straßen im wie ausgestorben da liegenden Mühlberg. Aber von einem Deichbruch, wie von einem TV-Sender am Vormittag gemeldet, ist nichts zu erkennen. In den Fenstern der Mühlberger Häuser spiegelt sich die Sonne. Keine Menschenseele weit und breit.

Der Hubschrauber kreist tiefer, erst jetzt sind immer neue Details zu erkennen. Bäume mitten im Überflutungsgebiet lassen ahnen, wie schmal die Elbe einmal war. Hundert Meter, sagt Matthias Freude, der Präsident des Landesumweltamtes, der Platzeck zusammen mit Umweltminister Wolfgang Birthler begleitet. „Jetzt ist es mindestens ein Kilometer.“ Dabei wirkt die Elbe von oben ganz träge. Erst unten ist zu erkennen, mit welch rasender Geschwindigkeit das Wasser vorbeischießt. 2,5 Meter pro Sekunde, sagt Freude. Man sieht ein paar Kilometer weiter südlich, Richtung Sachsen, wie das Wasser über die Deiche auf die Felder läuft.

„Das trifft mich persönlich“, sagt Platzeck. Er habe alles schon einmal beim Oderhochwasser erlebt. Das Bangen, ob die Deiche überflutet werden, ob sie halten. Die Sorge, ob alle Menschen in Sicherheit sind. An zwei, drei Stellen, wo sich Wasser und Deichkrone schon fast treffen, stehen Menschen. Sie winken. Rufen sie um Hilfe? Es sind, wie sich später herausstellt, Bewohner direkt am Deich stehender Häuser, die Mühlberg noch immer nicht verlassen haben.

Lagebesprechung im Krisenstab: Platzeck ermuntert die Helfer, die Deiche an drei besonders gefährdeten Stellen aufzuschütten. Am Vormittag waren sie wegen des langsam überschwappenden Wassers geräumt worden. Dann geht es weiter, gen Nordwesten in Richtung Prignitz. Bei Coswig ist die Elbe nicht mehr zu erkennen. Eine riesige Seenlandschaft, in der Bäume, Straßen verschwinden. Elbabwärts, bei Tangermünde, das gleiche Bild: Nur Baumwipfel ragen aus dem dunklen Wasser. Platzeck sieht hinunter. Stumm und besorgt. Michael Mara

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