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Brandenburg: Polnischer Einfuhrstopp: Schrottautos sammeln sich zum letzten Konvoi

Das ab morgen in Polen geltende Einfuhrverbot von Schrottautos hat an vielen Grenzübergängen zu langen Wartezeiten geführt. Transportfirmen versuchten gestern, möglichst viele Karossen ins Land zu holen.

Das ab morgen in Polen geltende Einfuhrverbot von Schrottautos hat an vielen Grenzübergängen zu langen Wartezeiten geführt. Transportfirmen versuchten gestern, möglichst viele Karossen ins Land zu holen. Künftig dürfen nur noch fahrtüchtige Autos beim polnischen Zoll angemeldet werden. Lastwagen mussten gestern vor dem Grenzübergang Frankfurt (Oder) 18 Stunden auf die Abfertigung warten, Schwedt meldete in dieser Woche sogar schon 24 Stunden. Neben den zahlreichen Autoschrott-Transportern trugen vor allem die Schutzmaßnahmen gegen die Maul- und Klauenseuche zu den teilweise chaotischen Bedingungen bei.

Heftige Betriebsamkeit herrschte gestern in den zahlreichen "Auto-Service-Stationen" kurz hinter dem Grenzübergang Schwedt. Aufgeregt blickten die Chefs zur Oderbrücke, um ihren Monteuren die Ankunft eines neuen Lafettenfahrzeuges mit einem zerbeulten Fahrzeug auf der Pritsche oder auf dem Anhänger zu melden. Im Akkord griffen in einem solchen Fall viele Hände zu. Unter lautstarken Kommandos, als ginge es um Leben oder Tod, knallten Volkswagen, Audis, Renaults oder Opel auf den Werkstatthof. Rücksicht war unnötig. Alle Autos müssen vorher in schwere Unfälle verwickelt gewesen sein. Ein Wagen hat eine komplett eingedrückte Heckpartie, der Fahrer des anderen Autos muss frontal gegen einen Baum gefahren sein, ein Dritter dürfte sich überschlagen haben. Ganz hinten steht ein 190er Mercedes. Ohne Dach. "Am Freitagabend 24 Uhr ist definitiv Schluss", sagt der Vorsteher des Autobahn-Zollamts Pomellen.

Die Firmennamen an den Halterungen der Kennzeichen würden nicht nur eine Deutschlandkarte mit vielen Punkten versehen. Auch niederländische, belgische und französische Autohändler haben sich verewigt. "Der Markt in Ostdeutschland ist fast leer", erzählte ein Fahrer in einer kurzen Pause. "Manchmal sind wir mit den Huckepack-Autos drei Tage und länger unterwegs, dann kommt die Wartezeit an der Grenze." Doch schnell verschwand er wieder schnell in der Fahrerkabine. Es ging zurück nach Deutschland, vielleicht wollte er noch eine Tour schaffen. Ein Unfallauto könnte ja direkt einmal hinter der Grenze stehen. So hoffte er jedenfalls.

Die Werkstätten bauten die Schrottautos bisher auseinander, um Ersatzteile für die Kunden vom anderen Oderufer parat zu haben. Viele Privatleute und Firmen ließen sich hier ihre Pkw reparieren oder lackieren. Das Geschäft lohnte sich für beide Seiten. Die Deutschen sparten gegenüber der Werkstatt rund die Hälfte des Preises, die polnischen Werkstätten hatten viel Arbeit und gutes Einkommen. Außerdem wurden "Neuwagen" produziert - aus mehreren Schrottautos entstand ein fahrbereites Fahrzeug.

Allerdings wurde in den Gesprächen mit den Werkstattchefs klar, dass durch die polnische Regelung die mitunter höchst gefährlichen Schrottauto-Transporte von Deutschlands Straßen nicht verschwinden werden. "Nun, dann müssen wir eben ganz freundliche Beziehungen zu Partnern in Litauen, Lettland oder in der Ukraine aufbauen", meinte der "Direktor" eines Autoservices. Die dürften nach wie vor die Grenze passieren. Er brauchte nicht weiterzusprechen. Polizei und Zollbehörden dürften kaum in der Lage sein, sämtliche Transporte im Transit zu kontrollieren. Da wird das eine oder andere Auto bestimmt schon einmal vorher von der Pritsche rollen. Doch warum die große Eile gestern? "Jedes Schrottauto bringt bares Geld, das nicht mit den anderen geteilt werden muss", meinte der Mann mit einem Fingerzeig in Richtung Osten.

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