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Brandenburg: Potsdam ist gut für Kinder – aber hat zu wenige Wohnungen

Prognos-Studie wertet die Stadt als die familienfreundlichste in Deutschland Aber bei einigen Kriterien kann noch viel verbessert werden

Potsdam - Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) ist erfreut – wirkt aber nicht besonders überrascht. Dass Potsdam laut Prognos-Studie die „familienfreundlichste Stadt Deutschlands“ ist, sei ein Titel, „den wir zu Recht bekommen haben“. Jakobs verweist zum Beispiel auf die Versorgung mit Kita-Plätzen, bei der Potsdam führend sei in Deutschland. Laut Potsdamer Jugendamt liegt der Versorgungsgrad für Kinder zwischen drei und sechs Jahren bei 96 Prozent. „Davon kann man im Westen nur träumen“, sagt Jakobs.

Auch 45 Prozent aller Potsdamer Kinder zwischen null und drei Jahren werden in der Krippe betreut, 66 Prozent aller Grundschüler gehen in den Hort. Insgesamt gibt es in Potsdam 87 Einrichtungen der Kinderbetreuung, allein im vergangenen Jahr eröffneten acht neue. Dieses dichte Netz an Betreuungsplätzen habe sich die Stadt „auch ganz schön was kosten lassen“, sagt Jakobs. Die Stadt bezuschusse den Kita- und Hort-Betrieb mit jährlich rund 30 Millionen Euro. Für diese Ausgabe hätten sich sowohl die Stadt als auch die Stadtverordneten bewusst entschieden, sagt Jakobs. Es mache sich eben bezahlt, in „familienstützende Systeme“ zu investieren. „Wir sind auf einem guten Weg“, findet der Oberbürgermeister.

Entsprechend gut schneidet Potsdam im Vergleich der 439 deutschen Städte und Landkreise vor allem in der Kategorie „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ ab. Hier belegt die Landeshauptstadt Platz 8. Ausschlaggebend dafür ist, dass in Potsdam fast genauso viele Frauen wie Männer erwerbstätig sind, was offenbar durch die guten Angebote in der Kinderbetreuung ermöglicht wird.

Zu den Potsdamer Vorzügen gehören außerdem meist gute Möglichkeiten in der Bildung – beispielsweise haben die Potsdamer Schüler so viele Unterrichtsstunden wie nur wenige andere in Deutschland: Bei der Zahl der wöchentlich erteilten Unterrichtsstunden je Schüler erreicht die Stadt Platz 17 von 439. Überdurchschnittlich gut ist auch das Schüler-Lehrer-Verhältnis im Unterricht (Platz 90) und die durchschnittliche Klassengröße in der Primärstufe und der Sekundarstufe I (Platz 126 bzw. 101). Die Ausbildungsplatzdichte ist allerdings deutlich schlechter als im deutschen Durchschnitt (Platz 352).

Schwächen zeigt die Landeshauptstadt auch im Bereich Wohnen: Bauland ist teuer und es gibt viel zu wenige Wohnungen für Familien. In der Kategorie Wohnsituation und Wohnumfeld liegt Potsdam auf Platz 335 von 439. Bewertet wurden dabei die Erschwinglichkeit von Wohneigentum anhand der Kaufkraft im Verhältnis zum Baulandpreis (Platz 302), die Frei- und Erholungsflächen je Einwohner und Quadratmeter (Platz 363) und der Anteil von Familienwohnungen am Wohnungsbestand (Platz 416). Indikatoren waren zudem die Zahl der im Straßenverkehr verunglückten Kinder (Platz 285) und die Kriminalitätsrate (Platz 248). Herausragend in diesem Bereich ist immerhin die Potsdamer Kinderarzt-Dichte: Platz 33.

Weitere Pluspunkte für die Familienfreundlichkeit Potsdams sind die relativ hohe Zahl von Betreuern in der Jugendarbeit, die Nutzung öffentlicher Bibliotheken und das Kino-Angebot, kalkuliert nach der Zahl der Leinwände pro 100 000 Einwohner.

Auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt spricht – anders als in vielen anderen ostdeutschen Gemeinden – für Potsdam. Laut Prognos liegt die Stadt hier auf Platz 90. Bei den Demografiewerten wie Geburtenrate, Zu- und Wegzügen von Familien und der Altersstruktur der Bevölkerung erreicht Potsdam durchschnittliche Werte (Platz 182).

Anders als Potsdam landeten drei Brandenburger Landkreise in der Studie in der vorletzten Gruppe der gefährdeten Regionen: Havelland, Barnim und Oberspreewald-Lausitz. Brandenburgs Familienministerin Dagmar Ziegler (SPD) verwies aber darauf, dass sich fast alle übrigen Kreise und kreisfreien Städte des Landes im oberen Drittel der Rangliste fänden. „Wir sind auf einem guten Weg, unser Ziel zu erreichen, eine der kinder- und familienfreundlichsten Regionen in Europa zu werden“, erklärte Ziegler.

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