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Brandenburg: Preußische Architekturgeschichte: Potsdams Bautraditionen hausen in Schönings Lichtpausen

Große Namen sind mit der preußischen Architekturgeschichte verknüpft. Doch wer weiß schon, von wem in den 30er Jahren die "Große Neugierde" im Glienicker Park um zehn Meter versetzt wurde?

Große Namen sind mit der preußischen Architekturgeschichte verknüpft. Doch wer weiß schon, von wem in den 30er Jahren die "Große Neugierde" im Glienicker Park um zehn Meter versetzt wurde? Wer hat die Jubiläumsterrassen unterhalb der Orangerie in Sanssouci gebaut? Einem der vielen Vergessenen, die auch Spuren in der Potsdamer Kulturlandschaft hinterließen, hat man jetzt im Alten Rathaus zu Potsdam eine Ausstellung gewidmet: Carl Schöning, Jahrgang 1875.

Mit dem Namen Schöning ist eine bis in das Jahr 1775 reichende Potsdamer Firmentradition verbunden, deren Hinterlassenschaften ein Stück Potsdamer Stadtentwicklung dokumentieren. Zu den Aufträgen zählten Umbaumaßnahmen am Stadtschloss, Bauten für die Firma Ohrenstein & Kappel in Nowawes und die Sanierung der Weinbergterrassen in Sanssouci. Oft Architekt und Ausführer in einem, baute der Freimaurer Schöning, auch das Gebäude der Potsdamer Loge. Mit seinem breiten Auftragsspektrum von Industriebauten bis zu höfischer Architektur hinterließ dieser Baubetrieb aber nicht nur zahlreiche steinerne Zeugnisse. Auf dem Dachboden des Betriebes (Yorkstraße 3), der 1960 abgewickelt werden musste, fand man 1990 eine umfangreiche Plansammlung, die später den Potsdamer Denkmalpflegern als Leihgabe überlassen wurde.

"Die zigtausend noch ungezählten Handzeichnungen und Lichtpausen Potsdamer Bauwerke, darunter auch der einzige erhaltene Entwurf eines Grabmahls auf dem jüdischen Friedhof, bilden die wahrscheinlich größte kommunale Sammlung dieser Art in Brandenburg", vermutet der Initiator der Ausstellung, Potsdams Denkmalpfleger Andreas Kalesse. Die älteste Zeichnung der Sammlung (1810) stammt aus jener Zeit, in der Friedrich Schinkel im Auftrag der Oberbaudeputation für Potsdam tätig war. Für Andreas Kalesse ein Corpus Delicti in der Beweisführung, wie sehr der Staat schon damals das Stadtbild prägte.

Neben zahlreichen Blättern illustrieren auch persönliche Utensilien, Fotografien und Dokumente Leben und Wirken Carl Schönings, der nicht nur Bauunternehmer, sondern gleichzeitig als Stadtverordneter ein engagierter Denkmalpfleger war. Schöning hatte sich für die erste Ortssatzung Potsdams stark gemacht, die damals schon festlegte, was heute noch vielen Bauherren ein Dorn im Auge ist: eine der historischen Stadt angemessene Bauhöhe und Fassadengestaltung.

"Schöning war nicht so ein Baufuzzi mit Beton im Kopf", meint Kalesse. Eine Sorge aber treibe ihn um. Die reich illustrierte Facette Potsdamer Kulturgeschichte sei gleichzeitig auch ein Armutszeugnis: "Zum ersten Mal müssen wir unrestaurierte Blätter ausstellen. Wir sind finanziell am Ende." Die Sponsorengelder sind versiegt. Zahlreiche von Licht, Staub, Feuchtigkeit und Pilzbefall lädierte Dokumente müssen gerettet werden. Geld fehlt auch für eine Archivierung der Originale, die eine wertvolle Grundlage für die Erforschung und die Erhaltung Potsdamer Denkmale sind.

Hanne Bahra

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