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Rauen: Neonazis müssen raus

Der jahrelange Streit um das von der NPD gemietete Gut Johannesberg in Rauen geht zu Ende. Das Anwesen wird am Freitag an die neuen Besitzer übergeben.

Von Frank Jansen

Rauen - Der Anwalt der NPD hat nach Tagesspiegel-Informationen die Übergabe der Immobilie an die neuen Eigentümer angeboten. Am Freitag sollen die Schlüssel an die Rauener Zahnärztin Rosemarie Arenstedt und den Kölner Wirtschaftsprüfer Johannes Stelten übergeben werden. „Wir bekommen endlich die Verfügungsgewalt über unser Eigentum“, sagte Stelten, hörbar erleichtert.

Damit wäre fast auf den Tag genau nach drei Jahren der Schlussakt im Ringen um den idyllischen Bauernhof erreicht. Und die Sicherheitsbehörden hätten eine Sorge weniger. Es war lange zu befürchten, die NPD könnte das Gut als Schulungszentrum und Hauptquartier für ihre Aktivitäten in Brandenburg nutzen.

Im Mai 2007 hatte die Frau des damaligen NPD-Funktionärs Andreas Molau das 20 Hektar große Anwesen für etwa 200 000 Euro gekauft – im Namen der ominösen schwedischen Firma Startplattan. Es gelang den Molaus aber nicht, den Eintrag im Grundbuch zu erreichen. Außerdem stornierte der bisherige Eigentümer, ein Rentner aus der Region, im August 2007 den Kaufvertrag. Dennoch tummelten sich Rechtsextremisten auf dem Gelände.

Im September 2007 einigte sich der Rentner mit Arenstedt und Stelten, die auch ziemlich schnell im Grundbuch als neue Eigentümer eingetragen wurden. Doch die Brandenburger NPD, die das Areal von Molau gemietet hatte, wollte nicht weichen. Außerdem meldete ein Parteifunktionär das Gut als seinen Wohnsitz an. Der Rechtsstreit erschien endlos, obwohl sich die NPD kaum Chancen ausrechnen konnte.

Im Juni 2009 gab das Landgericht Frankfurt (Oder) der Klage der neuen Eigentümer auf Herausgabe des Gutshofs statt. Doch der Anwalt der NPD, der Neonazi Jürgen Rieger, gab nicht auf und wandte sich mit einer Berufung ans Oberlandesgericht. Rieger selbst war berüchtigt für spektakuläre Immobilienprojekte, die in den betroffenen Kommunen viel Angst vor Nazizentren auslösten. Im Oktober 2009 starb der Fanatiker, das wirkte sich auch auf den Fall Rauen aus. „Seit dem Tod von Rieger ist da die Luft raus“, sagte Steltens Anwalt Roger Kühn. Rieger habe, auch mit juristischen Fehlern, das Verfahren in die Länge gezogen.

Die NPD hofft nun offenbar, ohne größere Kosten aus der Geschichte herauszukommen. Wie teuer das Abenteuer Rauen für die Partei noch wird, ist aber offen. Das Gut Johannesberg soll nun nach dem Willen der Eigentümer möglichst rasch für soziale Projekte genutzt werden. Arenstedt und Stelten sprechen schon lange mit dem Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk, das bereits mehrere Einrichtungen in Brandenburg betreibt. Außerdem will die Landesregierung Hilfestellung bei der Realisierung eines Projekts leisten.

Diskutiert wird beispielsweise über eine Einrichtung, die nach dem rechtsextremen Spuk im Gut Johannesberg genau dem Gegenteil verpflichtet wäre: der Betreuung von Jugendlichen, die davor bewahrt werden sollen, in die braune Szene abzurutschen. Frank Jansen

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