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Brandenburg: Rechte Brandstifter stehen vor Gericht

Vier junge Leute sind auch wegen versuchten Mordes angeklagt

Neuruppin. Sie ist die jüngste der vier Angeklagten im Landgericht Neuruppin – und das einzige Mädchen. Doch nur die 17-jährige Christiane B. aus Pritzwalk hat den Mut, über die Geschehnisse in der Nacht vom 6. auf den 7. November vergangenen Jahres in ihrer Heimatstadt zu sprechen. Damals ging ein Asia-Imbiss-Wagen in Flammen auf. Ein weiterer Brandanschlag auf einen Döner-Imbiss schlug fehl. Doch die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten nicht nur zweifache schwere Brandstiftung aus ausländerfeindlichen Motiven vor, sondern auch versuchten Mord. Denn sie hätten zumindest billigend in Kauf genommen, dass sich in der Wohnung über dem Döner-Imbiss möglicherweise Menschen aufhalten.

Die damaligen Begleiter des Mädchens schwiegen zum gestrigen Prozessauftakt. Nicht einmal zu ihrem Lebenslauf wollten die Männer im Alter von 19 bis 25 Jahren Auskunft geben. Sie blickten deshalb recht mürrisch auf die Aussagen ihrer Freundin mit den gefärbten schwarzen und durch einen strengen Scheitel auf der Kopfmitte getrennten Haaren, der tätowierten linken Hand und einem roten Pullover. Diese fühlte sich von Minute zu Minute mehr und mehr eingeschüchtert. Unter Tränen gab die Angeklagte deshalb schließlich nur Bruchstücke über den Tatablauf bekannt. „Ich kann mich nicht mehr erinnern“ oder „Ich weiß nichts mehr“, lauteten die Standardformeln während der Befragung. Offensichtlich wollte das Mädchen, das die Schule schon nach der 8. Klasse verließ, keinen Kumpel belasten. Fast hilflos blickte sie laufend zu ihrer auf den Besucherbänken des Gerichtssaals sitzenden Mutter.

Sie gab zu, sich am Abend des 6. November den drei männlichen Angeklagten zu einer Autofahrt angeschlossen zu haben. „Wir fuhren zu einer Tankstelle. Einer holte in einer Saftflasche Benzin, mit dem wir den Asia-Imbiss anzünden wollten“, sagte Christiane B. Auf viele Nachfragen räumte sie schließlich ein, selbst das Benzin verteilt zu haben, weil sich ein anderer aus dem Quartett zu dusselig dabei angestellt habe. Der Imbiss-Wagen brannte völlig aus, am dahinter befindlichen Supermarkt entstand ein Sachschaden von 25 000 Euro. Danach seien sie zum Döner-Imbiss gefahren. „Weil sich in der Flasche noch ein bisschen Benzin befand“, erzählte das Mädchen. Dieses wurde auf dem Sockel der Schaufensterscheibe verteilt und angezündet. Ohne äußeres Eingreifen verloschen die Flammen jedoch nahezu sofort. Der Sachschaden fiel zwar gering aus, doch in der Wohnung über dem Imbiss hielt sich zur Tatzeit der Inhaber auf. Nach den Taten fuhren die Angeklagten in eine Pritzwalker Wohnung, wo sie anderen Personen von ihren Taten berichteten. „Sie brüllten „Sieg heil“ und „Scheiß Kanackenpack“, wie Anwohner der Polizei bestätigten.

Einer der Angeklagten saß erst vor knapp zwei Monaten letztmalig auf der Anklagebank des Landgerichts. Der 25-jährige Thomas W. erhielt damals eine mehrjährige Haftstrafe wegen seiner Beteiligung an einer Gewaltorgie gegen einen 21-jährigen Fußgänger in Glöwen. Im August 2003 war der Mann dreimal so getreten und geschlagen worden, dass er nur mit viel Glück überlebte. Gegen das Urteil legte der Verteidiger, der ihn auch diesmal wieder vertritt, Revision ein.

Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

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