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Brandenburg: Rechte Fußballfans randalierten in Cottbus

COTTBUS .Nach dem Fußballspiel zwischen Energie Cottbus und dem FC St.

Von Frank Jansen

COTTBUS .Nach dem Fußballspiel zwischen Energie Cottbus und dem FC St.Pauli haben am vergangenen Sonntag Cottbuser Fans in der Lausitzstadt randaliert.Aus Wut über die Niederlage von Energie bewarfen 100 bis 150 Fans, darunter eine unbekannte Zahl von Rechtsextremisten, drei Busse der St.-Pauli-Anhänger mit Steinen.Bei zwei Bussen gingen Scheiben zu Bruch.Anschließend versuchte der Mob, das Büro eines multikulturellen Vereins zu stürmen.Die Polizei nahm insgesamt 49 Personen fest und erteilte genausoviele Platzverweise - doch verzichtete das Cottbuser Präsidium darauf, mit einer Pressemitteilung die Öffentlichkeit zu unterrichten.

So erfuhr der Tagesspiegel nur zufällig von den Ausschreitungen.Die Informationen wurden gestern von Polizeipräsidium und Staatsanwaltschaft bestätigt.Er habe sich nicht verpflichtet gesehen, eine Pressemitteilung herauszugeben, sagte der Sprecher des Präsidiums, Berndt Fleischer.Er räumte jedoch ein, daß die Randale kein Bagatellfall war: Nach den Steinwürfen auf die Busse und der dort erfolgten 45 Festnahmen sowie 49 Platzverweisen sei es noch zu einer "Eskalation im Stadtgebiet" gekommen.Doch das Geschehen "ist einfach noch zu diffus", sagte Fleischer, "und wir versperren uns ja nicht, wenn jemand nachfragt".

Nach Auskunft von St.-Pauli-Fans waren die zwei Busse schon vor dem Ende des Spiels beschädigt.Skinheads hätten zudem einen farbigen Fan mit Sprüchen wie "Neger in den Busch" angepöbelt.Außerdem sei ein Fan, der mit seinem Privatwagen unterwegs war, bei der Abreise angegriffen worden.Die Cottbuser Staatsanwaltschaft erwähnte eine Körperverletzung, konnte aber keine Details benennen.Insgesamt werde gegen 43 Personen ermittelt.Die Vorwürfe: Sachbeschädigung, schwerer Landfriedensbruch und in zwei Fällen das Zeigen des verbotenen Kühnen-Grußes, der dem Hitlergruß ähnelt.Sämtliche Festgenommenen befinden sich laut Polizei wieder auf freiem Fuß.

Der Zweitligaklub FC St.Pauli steht im Ruf, links orientiert zu sein, und stößt in vielen Stadien auf entsprechend feindselige Resonanz, vor allem im Osten.Daß Cottbus dann auch noch das Punktspiel mit 0 : 3 gegen die Hamburger verlor, scheint die Aggressivität der meist kurzgeschorenen Energie-Fans weiter gesteigert zu haben.Nach Beobachtung von St.-Pauli-Fans verließen zahlreiche Skinheads offenbar auf ein Kommando hin 20 Minuten vor Spielende das Stadion, um die St.-Pauli-Busse anzugreifen.Als diese dann nach den Steinwürfen die Stadt unter Polizeischutz - über der Szenerie kreiste sogar ein Hubschrauber - verlassen hatten, zog der Mob zum Büro des "Vereins für ein multikulturelles Europa" in der Inennstadt.Mehrere Scheiben wurden eingeworfen, doch scheiterten Versuche, die Eingangstür einzutreten.Die Polizei nahm vier Randalierer fest.

Mitglieder des multikulturellen Vereins berichteten dem Tagesspiegel von zahlreichen Angriffen.Im letzten Jahr sei auf das damalige Domizil sogar eine Brandflasche geworfen worden.Um den Konflikt zwischen Rechten und Linken einzudämmen, "mußten wir eine mobile Wache aufstellen", sagte Polizeisprecher Fleischer.Straftaten seien vor allem von den Rechten ausgegangen.

Verbot von Waffen an Schulen gefordert

Die Brandenburger CDU will Waffen an Schulen verbieten lassen.Anlaß ist der jüngste Vorfall in Velten.Ein 15jähriger Rechter bedrohte mit einer Luftdruckpistole seinen Lehrer und schoß auf einen Mitschüler.Das Polizeipräsidium Oranienburg stellte aber gestern die Ermittlungen ein.Weder Lehrer noch Mitschüler hätten sich bedroht gefühlt.Die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt allerdings weiter wegen der NS-Propaganda, die bei dem Schützen gefunden worden war.

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