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Rechtsextremismus: Lösungskonzept für Templin gefordert

Vor einer Woche wurde in Templin ein ehemaliger Schreiner brutal durch zwei militante Neonazis getötet. Der Chef des Mobilen Beratungsteams in Brandenburg, Dirk Wilking, fordert eine langfristige Lösung der Zivilgesellschaft gegen Rechtsextreme.

Jugendarbeit und Freizeitangebote allein würden das Problem in der Stadt nicht lösen, sagte Wilking am Montag in Potsdam. "Ein Lösungskonzept kann nur über das Klima im Ort wirken." Es gebe in Templin eine rechtsextreme Szene mit einem festen Kern, die jedoch nicht in die NPD eingebunden sei. "Die Szene ist nicht besonders groß, aber militant", betonte der Experte.

Der Bürgermeister Ulrich Schoeneich (parteilos) habe den Reflex gezeigt, die Tat zu individualisieren und von ihrem ideologischen Kontext zu entkoppeln. Damit werde das Problem wegdelegiert, kritisierte Wilking. Er habe bei Verantwortungsträgern schon oft das Phänomen erlebt, dass sie den rechtsextremen Hintergrund einer Tat ausblendeten, weil es dafür keine Lösung gebe.

Rechtsextreme versuchen, die Gesellschaft  zu entsolidarisieren

Doch die beiden Täter hätten vor einer Woche "nicht irgendwen" getötet, gab der Experte zu bedenken. Der Mann habe zur klar umrissenen Opfergruppe rechtsextremer Ideologie gehört. Als "Penner" gelte er im rechten Milieu - ähnlich wie Juden, Homosexuelle, Ausländer und Behinderte - als verachtungswürdig und nicht-menschlich. "Damit sinkt die Hemmschwelle", sagte Wilking. Dieser ideologische Kontext der Täter dürfe nicht ignoriert werden.

Rechtsextreme suchten sich bewusst Opfer aus, die in der Bevölkerung keinen Rückhalt hätten. "Sie versuchen, die Gesellschaft zu entsolidarisieren", betonte der Experte. Dem müssten die Bürger der Stadt ein klares Zeichen entgegensetzen.

Nach der Tat hatte der Bürgermeister für Kritik gesorgt, weil er zunächst behaupte, es gebe in Templin keine rechtsextreme Szene. Der Vorsitzende des Vereins "Gesicht Zeigen", Uwe-Karsten Heye, kritisierte diese Äußerung als Bagatellisierung. Sie zeige, dass Schoeneich seine Stadt offenbar nicht kenne. (fg/ddp)

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