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Brandenburg: Rechtsextremisten sollen Landgut wieder räumen

Eigentümer hält Kaufvertrag für nichtig, der Grund für den Rückzug bleibt offen. NPD-Mann Andreas Molau plant in Rauen ein „Waldorflandschulheim“.

Von Frank Jansen

Rauen - Der NPD-Spitzenfunktionär Andreas Molau hat große Pläne zur Nutzung des Landguts Johannesberg im Landkreis Oder-Spree – doch nun droht das Aus. Nach Informationen des Tagesspiegels verlangt der Alt-Eigentümer des Anwesens im Ort Rauen, für dessen Kauf Molaus Frau im Auftrag einer schwedischen Firma 200 000 Euro aufgebracht hat, bis Ende September die Räumung. Der Verkäufer, der noch im Grundbuch steht, sieht sich dazu berechtigt. Außerdem soll Molaus Frau mögliche Veränderungen an der Immobilie bis Anfang Oktober rückgängig machen.

Der Ende Juli bekannt gewordene Kauf hatte großen Wirbel ausgelöst. Über Brandenburg hinaus befürchten die Sicherheitsbehörden, die NPD könnte in Rauen eine Schulungsstätte einrichten, zu der Neonazis aus ganz Deutschland pilgern.

Recherchen des Tagesspiegels ergaben, dass der Alt-Eigentümer den im Mai notariell bekundeten Kaufvertrag für nichtig hält und eine Rückabwicklung anstrebt. Der Alt-Eigentümer hatte die Vollmacht für den von ihm beauftragten Makler widerrufen. Damit ist die Eintragung eines neuen Eigentümers im Grundbuch blockiert. Der Anlass für den Rückzieher des Alt-Eigentümers, der nicht zu erreichen war, bleibt allerdings offen. Ein Rechtsstreit zwischen Molaus Frau und dem Alt-Eigentümer ist wahrscheinlich.

Andreas Molau reagierte auf Anfrage des Tagesspiegels unwirsch. „Geräumt wird erst mal nicht“, sagte er gestern und kündigte eine Presseerklärung an. Der 39-jährige Molau und seine Frau hatten sich bereits Anfang August in einem „Offenen Brief“ an die Bewohner von Rauen gewandt. Molau sprach von einem „Waldorflandschulheim“, das „im schönen Rauen“ entstehen könnte. Der NPD-Mann hatte bis 2004 acht Jahre lang als Lehrer an einer Waldorfschule in Braunschweig Deutsch und Geschichte unterrichtet. Der Schule war nicht bekannt, dass Molau der rechtsextremistischen Szene angehört. Als das herauskam, musste er gehen. Molau arbeitete dann als stellvertretender Chefredakteur für das NPD-Blatt „Deutsche Stimme“. Inzwischen ist er im Vorstand der Bundes-NPD tätig und bekleidet dort das „Amt Bildung“. In Niedersachsen ist er Vizechef der Landespartei. Außerdem kandidiert er auf Platz eins der NPD-Liste bei den Wahlen in Niedersachsen im Januar 2008.

Molau ist mit dem Chef der Berliner NPD, dem einstigen Kroatienkämpfer Eckart Bräuniger, befreundet. Bräuniger kümmert sich um das Anwesen in Rauen. Nach Informationen des Tagesspiegels kamen bereits Neonazis aus Berlin zu Besuch. Außerdem sollen auf dem 200 000 Quadratmeter großen Areal Veranstaltungen geplant sein.

Unklar bleiben die Hintergründe des Kaufs durch Molaus Frau und die hinter ihr stehende, ominöse schwedische Firma „Startplattan“. Über die Herkunft der investierten 200 000 Euro sagte Andreas Molau in seinem offenen Brief an die Rauener nichts. Stattdessen versuchte er, die Bevölkerung zu beruhigen: „Sie oder Ihr Ort werden weder von meiner Familie noch von meiner Partei bedroht“. Das sehen Sicherheitsexperten anders: Sie beobachten mit Sorge, dass sich die NPD Schritt für Schritt in der brandenburgischen Provinz festsetzt.

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