zum Hauptinhalt

Brandenburg: Rückstand als Vorteil

Brandenburg wirbt mit niedrigen Produktionskosten um Firmen

Potsdam. Für deutsche Firmen, die ins Ausland abwandern wollen, ist das Land Brandenburg möglicherweise die bessere Alternative. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie über den Wirtschaftsstandort Brandenburg, die Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) am Freitag in Potsdam vorstellte. Argumente für das Land seien unter anderem die geringe Tarifbindung und die niedrigen Lohn- und Produktionskosten in Ostdeutschland. „Das ist die Realität, so sind die Fakten“, sagte Junghanns. „Wir brauchen uns damit nicht zu verstecken.“

Seine Botschaft bedeutet einen Perspektivenwechsel beim Aufbau Ost: Die noch auf Jahre bestehenden Unterschiede zu den alten Ländern dürften nicht länger als Rückstand und Nachteil begriffen werden. Stattdessen müssten sie als objektiver Standortvorteil offensiv ausgenutzt werden, um Unternehmen anzusiedeln, forderte Junghanns. Daher will er jetzt in einer neuen Imagekampagne gemeinsam mit Brandenburger Unternehmen mit diesen Stärken Brandenburgs werben, zu denen er ausdrücklich auch das geringere Lohnniveau zählt. Geplant sind unter anderem bundesweite Anzeigen.

In der Studie hat die Zukunftsagentur Brandenburg die Investitionsbedingungen Brandenburgs im Vergleich zu den alten Ländern, zu westeuropäischen Staaten, aber auch zu Mittel- und Osteuropa unter die Lupe genommen. Sie kommt zu überraschenden Ergebnissen. So wird nirgendwo in der Bundesrepublik so wenig gestreikt wie hier, lockt das Land mit längeren Arbeitszeiten, günstigen Gewerbeflächen. Gegenüber osteuropäischen Ländern ist die Produktivität wegen der Qualifikation der hiesigen Fachkräfte deutlich höher. Die Lohnstückkosten in Ostdeutschland sind der Studie zufolge um sieben Prozent geringer als im Westen, die Arbeitskosten um 37 Prozent geringer und auch niedriger als in Italien, Frankreich, Großbritannien oder den USA. Zudem sei – im Vergleich zu den „verkrusteten alten Ländern“, so Junghanns – auch die Flexibilität, zum Beispiel bei Arbeitszeiten und Tarifbindungen, „Brandenburgs Stärke“.

Nach der Studie weist Brandenburg unter den neuen Ländern die höchste Arbeitsproduktivität auf. Sie sei um 20 Prozent höher als in Osteuropa, was das dort geringere Lohnniveau ausgleichen könne. Auch werde dort, etwa in Polen, häufiger gestreikt.

Brandenburg könne also eine „innerdeutsche Alternative zur Auslandsverlagerung“ von Unternehmen darstellen, heißt es. Schließlich erwägen 25 Prozent der deutschen Firmen nach Umfragen, Teile ihrer Produktion ins Ausland zu verlagern. Auch im Vergleich des Steuerniveaus schneidet der Standort Brandenburg erstaunlich gut ab. Danach gehören die kommunalen Gewerbesteuersätze in Brandenburg zu den bundesweit niedrigsten. Nur in Mecklenburg-Vorpommern sind sie noch niedriger. Die Studie verweist auf eine Untersuchung der Unternehmensberatung Ernst & Young, nach der Brandenburg im bundesweiten Ranking der geringsten Unternehmensbesteuerung den Spitzenplatz einnimmt, vor Berlin und Thüringen. Bayern liegt auf Platz 12, Sachsen auf Platz 14.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false