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Sanierungsprojekte: Weniger Geld für KZ-Gedenkstätten

In der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen wird in diesem Jahr eines der letzten großen Sanierungsprojekte abgeschlossen. Weitere Projekte können nur mit Drittmitteln finanziert werden.

Oranienburg - Mit der ehemaligen Häftlingsküche werde einer der Schlusssteine gesetzt, sagte der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Günter Morsch. Die Häftlingsküche werde derzeit mit einem Aufwand von rund 2,9 Millionen Euro saniert und umgebaut. Im Dezember soll dort eine neue Dauerausstellung eröffnet werden.

Die Gedenkstätte in Sachsenhausen erinnert an die mehr als 200.000 Menschen, die dort bis 1945 von den Nazis inhaftiert waren. Zehntausende kamen durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit und Misshandlungen um oder wurden Opfer von systematischen Vernichtungsaktionen der SS. Auf den Todesmärschen nach der Evakuierung des Lagers Ende April 1945 starben noch einmal Tausende. Etwa 3000 im Lager zurückgebliebene Kranke, Ärzte und Pfleger wurden im April 1945 von der Roten Armee befreit.

Drittmittel für Ravensbrück erforderlich

In den kommenden Jahren wird die Stiftung ihre Bautätigkeit auf die KZ-Gedenkstätte Ravensbrück konzentrieren. Während bislang zwei Drittel der Baumittel in Sachsenhausen sowie ein Drittel in Ravensbrück investiert wurden, wird es künftig umgekehrt sein. Dabei reduziert sich die Summe der Investitionsmittel jedoch erheblich. Standen im vergangenen Jahr noch mehr als vier Millionen Euro zur Verfügung, sind es 2007 nur noch 1,5 Millionen Euro. Grund dafür ist, dass das Sonderinvestitionsprogramm des Bundes zur Sanierung der Gedenkstätte Sachsenhausen ausläuft.

In der Gedenkstätte Ravensbrück wird in diesem Jahr das neue Besucherinformationszentrum errichtet. Das Gebäude mit einer Nutzfläche von rund 400 Quadratmetern solle den Buchverkauf und ein Café beherbergen, sagte Leiterin Insa Eschebach. Zudem werde dort ein Modell der KZ-Gedenkstätte aufgestellt.

Morsch betonte, die derzeit zur Verfügung stehende Bausumme von 1,5 Millionen Euro werde nicht ausreichen. Die Stiftung wolle deshalb Drittmittel einwerben. Zugleich wolle die Stiftung in den kommenden Jahren die Personalkosten reduzieren. So solle die Zahl der Stellen bis 2010 von derzeit 60 auf 57 gekürzt werden.

"Museum des Todesmarsches" soll saniert werden

Inhaltlich bereitet die Stiftung für 2007 mehrere Ausstellungen vor. Die neue Dauerausstellung in der Häftlingsküche wird 50 Ereignisse der Geschichte des KZ näher beleuchten. In dem Gebäude wird auch ein Lernzentrum mit Multimedia-Plätzen untergebracht. Mit der Schau legt die Stiftung erstmals ein Gedenkbuch für die Opfer des KZ Sachsenhausen vor. In dem Totenbuch sollen alle bislang ermittelten 20.000 Todesopfer aufgelistet werden.

Außerdem wird die Stiftung in diesem Jahr ein Totenbuch für die Opfer des nach Kriegsende in Sachsenhausen errichteten sowjetischen Speziallagers vorlegen. Darin sollten die Namen und Daten von bislang 12.000 ermittelten Opfers aufgezeigt werden, sagte Morsch. Sachsenhausen war das größte sowjetische Speziallager. Dort waren zwischen 1945 und 1950 mindestens 60.000 Menschen inhaftiert.

Die Stiftung will 2007 auch die Sanierung und Umgestaltung der Gedenkstätte "Museum des Todesmarsches" im Belower Wald vorantreiben. Das Zentrum war 2002 bei einem Brandanschlag stark beschädigt worden. Die Stiftung plant in der einzigen Todesmarsch-Gedenkstätte weltweit Investitionen von rund 600.000 Euro. (Von Susann Fischer, ddp)

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