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Sanssouci: Neues Palais teilweise gesperrt

Marmor- und Grottensaal können vorerst nicht mehr besichtigt werden. Die Holzbalken im Fußboden sind marode.

Potsdam - Der Marmorsaal und der Grottensaal, zwei Hauptattraktionen im Neuen Palais von Sanssouci, sind ab sofort für die Besucher gesperrt. Zu diesem Schritt sah sich die Stiftung Schlösser und Gärten gezwungen, nachdem Zweifel an der Tragfähigkeit der Fußböden aufgekommen sind. Dies sagte der für Sanssouci zuständige Architekt Volker Thiele. Bei der Freilegung von Balkenlagen der Großen Kammer – des Vorzimmers zum Marmorsaal, das gegenwärtig restauriert wird – habe ein Gutachter schwere Holzschäden festgestellt, die auch die beiden Prunksäle betreffen könnten. Um jedes Risiko für die Besucher auszuschließen, seien die Säle daraufhin aus den Führungen herausgenommen worden.

Wie Thiele sagte, habe er weitere Untersuchungen in die Wege geleitet. Dabei müsse ermittelt werden, welche Holzschädlinge die Balken befallen haben und wie hoch der Grad der Schädigung sei. Er hoffe, dass in gut einer Woche die Ergebnisse vorliegen. Erst danach könne entschieden werden, welche Maßnahmen erforderlich sind und wann Marmor- und Grottensaal wieder zur Besichtigung freigegeben werden können. Erschwerend kommt hinzu, dass die Holzbalken der 1766 bis 1768 eingebauten Decken nach heutigen Vorschriften für die Tragfähigkeit einen zu geringen Querschnitt besitzen. Das ist auf den Schlosserbauer Friedrich den Großen zurückzuführen, der die statisch unzureichende Konstruktion bei dem Architekten Carl von Gontard wider dessen besseres Wissen durchsetzte. Bereits wenige Jahrzehnte später mussten deshalb erste Reparaturen ausgeführt werden. Sie halten bis heute an. Bei der Restaurierung der Großen Kammer begann der Fußboden zu vibrieren, so dass die Kronleuchter im darunterliegenden Tamerlan-Zimmer abgehängt werden mussten.

Seit 2004 wurde der Fußboden im Marmorsaal saniert. Hier führte die witterungsbedingt ständig in Bewegung befindliche Holzbalkendecke zu Rissen in den im 18. Jahrhundert ohne Dehnungsfugen verlegten Steinplatten. Ebenso lange laufen Untersuchungen und Arbeiten im Grottensaal, dessen Wände unter König Friedrich II. und später Kaiser Wilhelm II. mit 20 000 Edelsteinen, Fossilien und Mineralien verkleidet worden waren. Hier ist im Fußboden und an den Wänden die Schwammbeseitigung erforderlich.

Der Schwammbefall in fast allen Gebäudeteilen des Neuen Palais’ stellt ein Kardinalproblem bei der Sanierung des Schlosses dar, deren Kosten inzwischen auf 140 Millionen Euro geschätzt werden. Aus den vom Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg bereitgestellten mehr als 80 Millionen Euro soll bis 2012 eine Teilrestaurierung erfolgen, um das Schloss als zentralen Ort der Veranstaltungen zum 300. Geburtstag Friedrich II. nutzen zu können. Dazu wurde bereits mit der Wiederherstellung von drei Repräsentativräumen des sogenannten Unteren Fürstenquartiers, das hochgestellten Gästen als Wohnung diente, sowie weiterer Räume begonnen. Architekt Thiele schloss jedoch nicht aus, dass bei Bestätigung mangelnder Tragfähigkeit der Fußböden des Grotten- und des Marmorsaals das Sanierungskonzept geändert werden muss. E.Hoh

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