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Schellfahrstrecke: Verspätungen statt Tempo zwischen Berlin und Cottbus

Eine Panne an den Signalanlagen bei der neuen Schnellfahrstrecke von Berlin nach Cottbus bremst die Züge aus. Der Verkehrsverbund ist mit Fahrplanwechsel grundsätzlich zufrieden, fordert aber bessere Informationen.

Es klingt wie ein Widerspruch: Die Züge auf der für Tempo 160 ausgebauten Bahnstrecke zwischen Berlin und Cottbus sind zu schnell – und fahren deshalb seit dem Fahrplanwechsel am Sonntag erhebliche Verspätungen ein. Nach Angaben eines Bahnsprechers liegt dies an den Signalen, die zu spät auf Grün schalten, weshalb die Lokführer mehrfach abbremsen müssen, obwohl die Strecke frei ist. Durch das Bremsen und Anfahren ginge viel Zeit verloren, so dass es Verspätungen bis zu 40 Minuten gegeben hat. Hier müsse jetzt nachgearbeitet werden, kündigte der Sprecher an.

Die Strecke war in den vergangenen Monaten für 140 Millionen Euro ausgebaut worden, damit die Züge mit Tempo 160 unterwegs sein können. Dafür werden jetzt auch modernste Lokomotiven eingesetzt. Die Fahrzeit zwischen dem Ostbahnhof und Cottbus soll sich dadurch um 21 Minuten auf 69 Minuten verringern. Beim bis Sonntag gefahrenen geringeren Tempo seien die Fehler an den Signalanlagen nicht aufgefallen, hieß es bei der Bahn. Die Strecke war wegen der Arbeiten mehr als ein Jahr gesperrt. Durch Kabeldiebstähle hatte sich die Inbetriebnahme verzögert. Zuletzt gab es Schwierigkeiten beim Prüfen der Software für die Steuerung der Stellwerke und Bahnübergänge. Nach einem Jahr Vorbereitungszeit seien die technischen Pannen „unverständlich und völlig inakzeptabel“, kritisierte der Chef des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), Hans-Werner Franz.

Mit der Umsetzung des neuen Fahrplans, der wegen der Streckensperrung zwischen Charlottenburg und Wannsee sowie wegen der Bauarbeiten am Ostkreuz auch zu umfangreichen Einschränkungen führt, war der VBB im Großen und Ganzen dagegen zufrieden. Die Züge auf der S-Bahn-Linie S 7, die zwischen Charlottenburg und Wannsee jetzt zusätzlich die bisherigen Fahrgäste des Regionalverkehrs zwischen Berlin und Potsdam aufnehmen müssen, seien in der Regel nicht überfüllt gewesen, sagte VBB-Sprecherin Elke Krokowski. Allerdings kam es durch eine Türstörung am frühen Morgen bei einem Zug am Ostkreuz auch zu Verspätungen auf der S 7. Um bis zu zehn Minuten verspäteten sich auch viele der umgeleiteten Züge der RE 1 (Eisenhüttenstadt–Magdeburg) und RB 21(Griebnitzsee–Berlin Hauptbahnhof) die über Spandau und den Außenring umgeleitet werden.

Im Vorfeld hatte die Bahn ausführlich über die Alternativangebote informiert. Aktuell erhalten Fahrgäste, wie berichtet, in den Bahnhöfen aber nur spärliche Hinweise auf den Umleitungsverkehr. Hier fordert der VBB zusätzliche Aushänge und Lautsprecherdurchsagen.

Weitere Störungen im Betrieb gab es am Morgen bei der S-Bahn wegen einer defekten Weiche am Grünauer Kreuz, wo es auf mehreren Linien, auch zum Flughafen Schönefeld, zu Ausfällen und Verspätungen kam. Die Weiche sei nicht witterungsbedingt ausgefallen, betonte der Sprecher. Mehr als eine Stunde musste am Morgen zudem der Verkehr zwischen Lichtenrade und Mahlow unterbrochen werden. Nachdem ein Bus auf der Wolziger Zeile in Lichtenrade eine Gaslaterne gerammt hatte, war dort Gas ausgeströmt.

Im Fernverkehr gab es bis zum Mittag Verspätungen zwischen Berlin und Hamburg. Gegen 7.40 Uhr hatte ein ICE bei Bad Wilsnack mehrere Rehe erfasst und war dabei so schwer beschädigt worden, dass er nicht weiterfahren konnte. Die etwa 350 Fahrgäste mussten bis 9.30 Uhr ausharren, ehe sie in einen Ersatzzug umsteigen konnten.

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