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Preußens Weitsicht. Die Sacrower Heilandskirche im Hintergrund – und im Blick schon das Schloss auf der Pfaueninsel.

© Andreas Klaer

Schlösserstiftung: Königliche Aussichten

Die Schlösserstiftung feiert am Sonntag mit Dampferfahrten das 20. Jubiläum des Unesco-Welterbetitels für Potsdam.

Potsdam - Eine Dampferfahrt mitten im Dezember besitzt zwar auch ihre Reize, aber lädt nicht gerade zum längeren Verweilen auf dem Sonnendeck ein. Doch erst in dieser Aussichtsposition erschließt sich die ganze Schönheit der vom Wasser umschlossenen Potsdamer und südwestlichen Berliner Parklandschaft. Daher traf die Schlösser- und Gärtenstiftung eine weise Entscheidung. „Wir feiern das 20-jährige Jubiläum des Unesco-Titels für Potsdam einfach mitten im Sommer, obwohl wir dafür eigentlich erst ein halbes Jahr später in See stechen müssten “, sagt Heinz Buri, Marketingchef der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. „Schließlich hatten die Unesco-Gremien am 12. Dezember 1990 der Aufnahme der Region auf die Welterbeliste zugestimmt.“ Aber der Erlebniswert liege im Sommer eben doch höher.

Deshalb starten Schiffe der Weißen Flotte am morgigen Sonntag zu ganz besonderen Rundfahrten. Jeweils um 11, 13 und 15 Uhr legen sie im Hafen an der Langen Brücke in der Nähe des Potsdamer Hauptbahnhofes zu ihren Erkundungsfahrten an. An Bord befinden sich nicht nur der Generaldirektor der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh, und andere Experten, sondern auch buchstäblich aus der Zeit gefallene Reisende. Schauspieler schlüpfen in die Rolle des Gartengenies und Frauenhelden Hermann Fürst von Pückler-Muskau, des Königlichen Hofkochs Ferdinand Andrea Tamanti und der Hofdame Editha von Haacke. Doch auch an Land gibt es Informationen und Unterhaltung. Im Schlosspark Babelsberg und in Sacrow wird zu Führungen und Konzerten unter freiem Himmel eingeladen. Weiter geht es dann mit dem nächsten Schiff oder mit dem Wassertaxi.

„Das verkehrt ohnehin täglich zwischen Hauptbahnhof, Schiffbauergasse, Glienicker Brücke, Cecilienhof, Sacrow, Neustädtischer Havelbuch und dem Strandbad Templin“, sagt Jan Lehmann, Geschäftsführer der Weißen Flotte. „Sogar Fahrräder nehmen wir mit, wenn auch der Platz an Wochenenden etwas knapp werden kann.“ Die regulären Tickets kosten 16 Euro.

 Der Blick vom Park des Schlosses Babelsberg auf die Glienicker Brücke.
Der Blick vom Park des Schlosses Babelsberg auf die Glienicker Brücke.

© Kitty Kleist-Heinrich

Für viele Kenner der Potsdamer Parklandschaft wie den Chef des Parks Sanssouci, Sven Hannemann, wird die Idee der Gestalter erst von der Wasserseite sichtbar. „Wer sich zurücklehnt, erlebt die Landschaft wie einen unendlichen Film“, beschreibt er seine Eindrücke. „Genau das wollten geniale Gartenkünstler wie Peter Joseph Lenné oder Hermann Fürst von Pückler-Muskau erreichen.“ Immer wieder öffneten sie die Parks und Wälder zu teilweise verblüffenden Ein- und Ausblicken. Als „Mutter aller Sichtachsen“ gilt weltweit unter Gartenfachleuten die Verbindung zwischen dem Marmorpalais im Neuen Garten und dem rund fünf Kilometer entfernten Schloss auf der Pfaueninsel. Sie ist während der Schiffsfahrt nur für wenige Sekunden erkennbar. Auch per Kanu, Floß oder Hausboot kann die Insel Potsdam umrundet werden. „Das ganze Eyland muss ein Paradies werden“, hatte Johann Moritz von Nassau-Siegen seinem Freund Friedrich Wilhelm, dem Großen Kurfürsten, schon 1664 geraten.

Das Ziel wurde erreicht, wie die Unesco vor 20 Jahren urteilte. Dabei waren zu diesem Zeitpunkt große Bereiche für Spaziergänger noch gar nicht zugänglich gewesen. Im 130 Hektar großen Park Babelsberg hatten die DDR-Grenztruppen rund 15 Hektar für ihre Absperrzäune und Wachtürme zu West-Berlin beansprucht. Im Park Sacrow war es eine fast genauso große Fläche. Hier befand sich außerdem die Hundestaffel der Grenzer.

Heute umfasst das Unesco-Welterbe in Potsdam und im angrenzenden Glienicke in Berlin 2064 Hektar. Die erste Idee dafür war im September 1989 noch von der DDR-Regierung ausgegangen. Noch vor der Wiedervereinigung stellten beide deutsche Staaten im Juli 1990 einen gemeinsamen Antrag bei der Kommission der UN-Organisation in Paris. Seit Dezember 1990 gehört Potsdam zu den 890 Welterbestätten in 183 Ländern.

Im Laufe der Jahre wurde das Areal noch erweitert. 1992 kamen Schloss und Park Sacrow hinzu. 1999 folgten Schloss Lindstedt, das Pfingstberg-Belvedere, die Russische Kolonie Alexandrowka, das Dorf Bornstedt und der Kaiserbahnhof.

Nicht immer verliefen die Beziehungen zwischen der Unesco und Potsdams Stadtverwaltung harmonisch. Das überdimensionierte Potsdam-Center am Hauptbahnhof führte ebenso zu Streit wie die Bebauung am Glienicker Horn unweit der Glienicker Brücke. Für genügend Gesprächsstoff ist also am Sonntag gesorgt.

Die Jubiläumsfahrten starten am Sonntag um 11, 13 und 15 Uhr am Hafen an der Langen Brücke. Die Tickets kosten 16 Euro, Kinder bis sechs Jahre sind frei, bis 14 Jahre zahlen sie acht Euro. Wer nur die Angebote in Babelsberg und Sacrow nutzen will, kauft vor Ort Tickets für jeweils fünf Euro. Weitere Informationen unter Tel. 0331/9694 200, im Internet: www.spsg.de

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