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Schmelzwasser: Die Flüsse schwellen wieder an

Schmelzwasser der vergangenen Tage erhöht im Süden Brandenburgs den Druck auf die Deiche. Wieder stehen Menschen mit Bangen an den Ufern.

Herzberg/Bad Liebenwerda - Erneut zieht es die Anrainer der Schwarzen Elster im Südwesten Brandenburgs auf die Deiche, an die Brücken und die Wiesen entlang des Flusses. Der gewöhnlich zwischen zehn und 20 Meter schmale Fluss ist durch das Tauwetter am letzten Wochenende erneut so stark angestiegen, dass Menschen wieder mit Bangen an den Ufern stehen. In der Stadt Herzberg fehlten am gestrigen Nachmittag nur neun Zentimeter bis zur höchsten Hochwasseralarmstufe von 3,30 Metern. Als normal gilt hier ein Pegel von etwas mehr als zwei Metern. Im 25 Kilometer flussaufwärts gelegenen Bad Liebenwerda liegt der Wasserstand leicht oberhalb der zweithöchsten Alarmstufe. Auch von der Spree, der Neiße, der Elbe und der Oder werden erhöhte Pegelstände gemeldet. Das Landesumweltamt rechnet jedoch nicht mit einem Katastrophenalarm. „Der wiedereinsetzende Frost führt zu einer vorläufigen Beruhigung der Situation“, sagte die zuständige Ministerin Anita Tack (Linke). Für eine Entwarnung sei es aber noch zu früh, denn Eisschollen könnten die Situation verschärfen.

Die für diese Jahreszeit ungewöhnliche Hochwassersituation in Brandenburg liegt neben dem raschen Abtauen der Schneedecke am Wochenende vor allem an den fast völlig gesättigten Böden und dem weiterhin hohen Grundwasserspiegel. Im September und Oktober konnte die Schwarze Elster nach tagelangem Dauerregen nur durch meterhohe Sandsackbarrieren einigermaßen in ihrem Bett gehalten werden. Dennoch kam es zu Deichbrüchen. Die Hälfte der Ackerflächen war im Süden Brandenburgs überschwemmt.

Daher orientieren sich die Behörden nicht allein an den Hochwasserstufen. „Die Situation ist auch so gefährlich“, sagte der Bürgermeister von Bad Liebenwerda, Thomas Richter. „Der Druck auf die seit Wochen durchweichten Deiche ist bereits enorm.“ Deichläufer kontrollieren deshalb wieder den Zustand der Dämme. Zwischen Bad Liebenwerda und Wahrenbrück konnte beispielsweise eine undichte Stelle im Deich rechtzeitig geflickt werden. In Herzberg sind einige Gärten und Lauben in Flussnähe bereits überschwemmt. Hier drang Wasser unter dem Deich hindurch.

Für die hohen Pegelstände ist vor allem das Tauwetter der letzten Tage verantwortlich. An der Spree erweist sich die Talsperre Spremberg wieder einmal als rettende Badewanne. Nach Angaben des Hochwassermeldezentrums fließen derzeit pro Sekunde 70 Kubikmeter Wasser aus Südbrandenburg und Sachsen in das Speicherbecken, aber nur 31 Kubikmeter werden in Richtung Spreewald abgegeben. Der Rest bleibt in der Talsperre. Gewöhnlich liegt die Abgabemenge aber bei weniger als zehn Kubikmetern pro Sekunde. Bis Berlin wird sich die erhöhte Wasserführung der Spree kaum bemerkbar machen. Claus-Dieter Steyer

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