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Brandenburg: Schnitzer aus Bayern im preußischen Salon

Ende des Monats soll das berühmte Musikzimmer Friedrich II.in Sanssouci fertig restauriert seinVON ALEXANDER PAJEVI¿C POTSDAM.

Ende des Monats soll das berühmte Musikzimmer Friedrich II.in Sanssouci fertig restauriert seinVON ALEXANDER PAJEVI¿C POTSDAM.Dem Umstand, daß Friedrich II.in seinem Schloß sorgenlos und im angemessenen Ambiente auch seinen musikalischen Neigungen nachgehen wollte, verdankt Potsdam einen der schönsten Räume des deutschen Rokoko: Das Konzertzimmer in dem 1745 bis 1746 erbauten Schloß Sanssouci.Auch wer noch nie in dem Knobelsdorffbau gewesen ist, könnte das Zimmer auf dem 1852 entstandenen und seitdem vielfach reproduzierten Bild des Malers Adolph von Menzel "Flötenkonzert in Sanssouci" schon einmal gesehen haben.Seit vergangenem Herbst wird das Konzertzimmer restauriert.Zuletzt geschah das in den sechziger Jahren.Unterlagen deuten darauf hin, daß es damals große Schäden durch Feuchtigkeit in den Räumen gegeben haben muß, sagt der für das Objekt verantwortliche Restaurator der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Andreas Liebe.In den Sechzigern sei man aufgrund einer mittlerweile nicht mehr aktuellen Philosophie "recht großzügig" verfahren: Die Wandfassungen um die bis heute im Original erhaltenen vergoldeten Ornamente und den Stuck wurden großflächig erneuert - und dabei die ursprüngliche Substanz aus dem achtzehnten Jahrhundert vernichtet.Damals wollte man vor allem eine möglichst lange "Standzeit" der Arbeiten erzielen, sagt Liebe.Die Wände waren einst mit einem Kreidegrund mit Bleiweiß gestrichen, der mit der Zeit einen Grauton annimmt.Es wurde versucht, das zu reproduzieren, ohne mit den Originalmaterialen zu arbeiten.Die jetzigen Arbeiten seien mehr eine Überarbeitung und Reinigung, sagt Liebe; für mehr reiche der Etat von 100 000 Mark auch nicht.Anders als sonst im Schloß ist im Konzertsaal gut geheizt.Das geschehe wegen der tierischen Leime, die eine gewisse Temperatur zur Verarbeitung brauchen, erläutert die Vergolderin Alexia Falk.So werden verschiedene Knochen- und Hautleime verwandt, die für die notwendige Elastizität sorgen, wenn die goldverzierten Leisten angebracht werden.Falk ist mit der Restaurierung der Möbel im Raum beauftragt, wobei die Polsterarbeiten in den Werkstätten der Stiftung ausgeführt werden.Diese sind auch mit der Restaurierung der Gemälde betraut.Falk arbeitet als selbständige Unternehmerin im Auftrag einer mit den Arbeiten betreuten Potsdamer Firma, die von den Vergoldern Burkhard Plag und Jürgen Prange gegründet wurde.Die beiden gehen schon seit mehr als 20 Jahren in den Potsdamer Schlössern ein und aus.Daß sie bei den Schnitzarbeiten ausgerechnet einen Bayern damit beauftragt haben, urpreußisches Kulturgut wieder herzustellen, stört beide Seiten wenig.Friedrich Mayet, Holzbildhauermeister aus Oberammergau, ergänzt beschädigte Zierleisten - eine der schwierigsten Aufgaben der Restaurierung.Es geschieht auch immer wieder, daß Besucher vergoldete Holzteile mitgehen lasssen, gerade die Henkel der Blumenkörbe an den Türen sind meist abgebrochen.An der Decke sind die Restaurierungsarbeiten schon abgeschlossen; die Illusion einer Gartenlaube zeigt sich wieder in neuem Glanz: Weinblätter ranken sich, Putti spielen, am Rand ist eine Jagdszene dargestellt.Noch stehen jedoch Gerüste im Konzertzimmer und brodeln auf einem Kocher verschiedene für die Arbeiten notwendige Mixturen.Besucher schlurfen mit Filzpantoffeln über den mit Sperrholz abgedeckten Boden durch den Saal und schauen neugierig zu; die Führungen wurden nicht unterbrochen.Spätestens gegen Ende dieses Monats sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

ALEXANDER PAJEVI¿C

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