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Brandenburg: Schöne Aussichten

Von Claus-Dieter Steyer Lichterfeld. Freunde von Superlativen finden ab heute in der Lausitz ein neues Lieblingsprojekt.

Von Claus-Dieter Steyer

Lichterfeld. Freunde von Superlativen finden ab heute in der Lausitz ein neues Lieblingsprojekt. Es versteckt sich hinter dem Kurzn „F 60“. Die „F 60“ ist eine Abraumförderbrücke, neuerdings mit Aussichtsplattform – die größte bewegliche technische Anlage der Welt. Deshalb sollte sie auch hochkarätig eröffnet werden – durch Bundespräsident Johannes Rau. Doch dessen Hubschrauber konnte wegen ungünstiger Wetterbedingungen in Berlin gestern nicht starten, wie es hieß, so dass es bei einer Grußbotschaft blieb. Darin ließ Rau ausrichten, es sei gut, dass dieses „Flaggschiff industrieller Entwicklung“ erhalten bleibe und nicht auf dem Schrotthaufen lande. Das Besucherbergwerk zeige den Transformationsprozess eines der bedeutendsten Bergbaureviere der Welt und stehe dafür, dass „die Lausitzer der Zukunft zugewandt seien“. Und dort sehen sie Besuchermassen auf das Industriedenkmal zueilen, das als Pilotprojekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land gedacht ist. Die IBA bereitet die vom Tagebau geprägte Lausitz bis 2010 für eine Nachnutzung vor.

Ab heute ist die Brücke, die zur Gemeinde Lichterfeld-Schacksdorf gehört, für jedermann geöffnet. Wegen ihrer Stahlkonstruktion hat sie bereits den Beinamen „Liegender Eiffelturm“. Was beim Vergleich der Maße eine eindeutige Untertreibung ist. Das Pariser Wahrzeichen misst 302,6 Meter, der Koloss von Lichterfeld dagegen geradezu monströse 502 Meter. Geeignet sei der Vergleich trotzdem, finden die Lausitzer, weil er eine ziemlich akkurate Vorstellung vom Aussehen der Brücke vermittele. Ein faszinierender Gigant, da ist man sich einig. Doch nicht allein die verwirrende Konstruktion dieser 11 000 Tonnen schweren Brücke fasziniert. Vor allem die Aussicht lohnt den Aufstieg. Aus rund 74 Meter Höhe fällt der Blick auf die Riesenhalle des Luftschiffbauers Cargolifter, auf die Reste der Tagebaulandschaft und die Anfänge des sich zu Füßen des „Besucherbergwerks“ bildenden Sees. In acht Jahren soll er seine Höhe von rund 60 Metern erreicht haben. Maximal 100 Personen dürfen sich aus Sicherheitsgründen gleichzeitig auf dem Stahlgeflecht aufhalten.

Auf Hinweisschildern zu dem Bauwerk ist schlicht von „F 60“ die Rede. Unter dieser Bezeichnung wurden Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre eine Reihe von diesen Förderbrücken gebaut. Der Name wies auf den wichtigsten Zweck hin: 60 Meter Abraum über dem Kohleflöz abbaggern und 500 Meter weit weg ablagern. Das Lichterfelder Exemplar ratterte nur rund ein Jahr in der Lausitz. 1992 kam das Ende für den Tagebau Klettwitz-Nord. Es drohte die Verschrottung, die aber die von vier Landkreisen und der Stadt Cottbus getragene Gesellschaft „Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land“ (IBA) gemeinsam mit einem örtlichen Förderverein verhinderte. Nun soll die „F 60“ nachfolgenden Generationen eine Vorstellung von den Ausmaßen des Braunkohleabbaus geben. Die IBA plant in diesem Jahr noch weitere Eröffnungen in der Lausitz. Am 26. Mai öffnet im Dorf Pritzen das alte Gasthaus. In Fürstlich Drehna beginnt am 2. Juni ein Kunstsommer. Per Rad, Kutsche oder Solarmobil kann ab 8. September eine Tour von Schlosspark Branitz nach Bad Muskau unternommen werden. Jeden ersten Sonnabend im Monat starten ab 11 Uhr an der IBA-Geschäftsstelle (Ernst-Thälmann-Straße 26, Großräschen) Wanderungen durch einen für die Flutung vorbereiteten Tagebau.

Informationen unter www.f60.de und www.iba-see.de . Geöffnet dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Eintritt sechs Euro, Kinder von 6 bis 12 Jahren drei Euro. Anfahrt über die A13 nach Dresden (Ausfahrt Großräschen) und die B96 Richtung Finsterwalde

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