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Brandenburg: Schon wieder fiel ein Soldat als rechter Schläger auf Ein 27-Jähriger wurde brutal zugerichtet, weil er

auf „Sieg Heil“-Rufe mit „Petri Heil“ antwortete

Von Sandra Dassler

Burg - Nur durch eine Notoperation konnten die Ärzte einem 27-Jährigen das Augenlicht erhalten. Der Mann war am vergangenen Sonntag in der Spreewaldgemeinde Burg überfallen worden. Er hatte auf die nächtlichen „Sieg Heil“-Rufe zweier Männer geantwortet, es hieße doch wohl „Petri Heil“. Nach Zeugenaussagen zerrte daraufhin einer der Männer den 27-Jährigen aus seinem Auto, warf ihn zu Boden und trat ihm immer wieder brutal ins Gesicht. Sein Kumpan hinderte während dieser Zeit den Beifahrer des Opfers mit roher Gewalt und Drohungen daran, Hilfe zu leisten.

Der Vorfall wurde erst am Freitag dieser Woche bekannt, weil die Mutter des Opfers aus Angst vor den Tätern lange zögerte, ehe sie eine Anzeige aufgab. Der 27-Jährige selbst konnte wegen der Schwere seiner Verletzungen – die Ärzte befürchten, dass sein Gesicht entstellt bleibt – nicht aussagen. Die Cottbuser Polizei bildete sofort eine Ermittlungsgruppe und konnte die mutmaßlichen Täter wenig später festnehmen.

Die beiden 23 und 24 Jahre alten Männer aus Vetschau sind für die Polizei keine Unbekannten. Sie fielen unter anderem wegen Körperverletzung und wegen Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole auf. Der mutmaßliche Haupttäter leistet zur Zeit seinen Wehrdienst bei einem Regiment in Storkow. „Dort gilt er als lammfromm“, sagt der Cottbuser Polizeisprecher Berndt Fleischer.

Erst vor wenigen Tagen hatte, wie berichtet, ein Zeitsoldat der Bundeswehr in Brandenburg (Havel) einem Mann aus Kenia mit einer Flaschenscherbe in den Hals gestochen. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sieht aber „keine Zunahme rechtsextremistischer Straftaten durch Bundeswehrangehörige“. Statistisch erfasst werden allerdings nur Vorfälle, die innerhalb der Truppe passieren. So finden sich im Jahresbericht 2003 des Wehrbeauftragten 139 „besondere Vorkommnisse“ mit Verdacht auf rechtsextremistischen oder fremdenfeindlichen Hintergrund. In den Jahren 2000 bis 2002 waren es 196, 186 und 111.

„Wenn Bundeswehrangehörige im zivilen Bereich rechtsextreme Straftaten begehen, sind dafür auch zivile Gerichte zuständig“, sagte der Bundeswehrsprecher dem Tagesspiegel: „Wir reagieren natürlich entsprechend – schauen uns die Einheit des Betroffenen genauer an und entlassen Zeitsoldaten fristlos, wenn sie zu mehr als zwölf Monaten Gefängnis verurteilt werden.“ Generell könne man aber nicht ausschließen, dass rechtsorientierte Männer ihren Dienst antreten. Im polizeilichen Führungszeugnis stehen nur rechtskräftige Urteile. Deshalb könne es durchaus sein, dass bestimmte Personen zwar der Polizei bekannt sind, die Bundeswehr aber keine Kenntnis von ausländerfeindlichen Aktivitäten habe.

Der mutmaßliche rechte Schläger aus Vetschau kehrt vorerst nicht in seine Einheit zurück. Das Cottbuser Amtsgericht erließ inzwischen Haftbefehl gegen ihn.

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