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Brandenburg: Schröder in Cottbus: Der Kanzler ruft Universitäten zu mehr Internationalität auf

Auf den Knalleffekt beim gestrigen Besuch des Bundeskanzlers an der Cottbuser Universität war Verlass. "Licht aus, Ohren zuhalten und Start", kommandierte ein Fachmann im großen Elektroniklabor.

Auf den Knalleffekt beim gestrigen Besuch des Bundeskanzlers an der Cottbuser Universität war Verlass. "Licht aus, Ohren zuhalten und Start", kommandierte ein Fachmann im großen Elektroniklabor. Und schon in der nächsten Sekunde krachte der Blitz auf ein Modell des Luftschiffs der Firma Cargolifter.

Gerhard Schröder staunte nicht schlecht. Mit dem Experiment testen die Wissenschaftler den Blitzschutz für die riesigen Zeppeline, die künftig große Lasten durch die Lufte transportieren sollen. Das Helium im Ballon ist zwar nicht entzündbar, leitet aber den elektrischen Strom. Der Kanzler klopfte den Cottbuser Experten auf die Schulter und lobte die Kooperation zwischen Wissenschaft und Industrie. Er sprach vom "Wachstumsmotor einer sich bald mitten in der Europäischen Union befindlichen Region" und von einem "beispielhaften Engagement". Diese Sätze wolle er nicht als reine Höflichkeit zum 10-jährigen Bestehen der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) verstanden wissen, sagte Schröder. "Die mutige Entscheidung von 1991, in Brandenburg drei Universitäten und sechs Hochschulen zu gründen, hat sich gelohnt", erklärte er in seinem Festvortrag im überfüllten Audimax auf dem Cottbuser Uni-Gelände. Gerade die BTU verwirkliche die gewünschte Vernetzung der Fakultäten. Genauso beispielhaft sei ihr Engagement gegen ausländerfeindliche Gewalt und Hetze. Von den 4500 Studenten kommen 20 Prozent aus dem Ausland. Das liegt nach Angaben von Uni-Präsident Professor Ernst Sigmund weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt. "Unter den Technischen Universitäten dürften wir damit sogar den Spitzenplatz einnehmen", sagte Sigmund. Junge Polen und Chinesen stellen den Großteil der ausländischen Studenten in Cottbus.

Der Bundeskanzler rief die deutschen Universitäten generell zu mehr Weltoffenheit und Internationalität auf. In kaum einem anderen Bereich sei die Bedeutung nationaler Grenzen so weit zurückgedrängt worden wie in Forschung und Wissenschaft. Schröder führte den hohen Ausländeranteil an den Hochschulen in Deutschland nicht zuletzt auf das kostenlose Studium zurück. Doch auch alle hiesigen Jugendlichen könnten künftig mit dieser Regelung rechnen. Bis zum Abschluss der ersten "berufsqualifizierten Ausbildung" würden keine Studiengebühren erhoben. Allerdings wisse er um die Finanznot der Hochschulen und Universitäten. "Ohne Moos nichts los", meint er flapsig und versprach, die Ausgaben für die Bildung trotz der Sparzwänge zu erhöhen.

Damit reagierte der Kanzler auf die Kritik von Studentensprecher Matthias Kaiser, der beklagt hatte, dass Professoren- und Assistenstellen aus Geldmangel spät oder gar nicht besetzt würden. Die Studentenvertretung klage auch gegen die von der Uni erhobene Verwaltungsgebühr, die viele als Vorstufe von Studiengebühren betrachteten.

Zweifellos beeinflussten die Erfolge der BTU die Entscheidung des Bundeskanzlers für den Besuch in der Lausitz. Schließlich feiern auch die Unis in Potsdam und Frankfurt (Oder) zehnjährige Jubiläum. "Mich interessiert, was mit dem Geld vom Bund und von den Länder im Osten passiert." Da die Verteilung mit der Gießkanne nicht die richtige Methode sei, lege er viel Wert auf innovative Projekte. In dieser Hinsicht brauchten sich gerade die Cottbuser nicht zu verstecken. Sprach der Kanzler und marschierte vom Blitzschutzexperiment geradewegs in die Versuchshalle für Leichtbauwerkstoffe wie Titan, Magnesium und Aluminium. Später unterhielt er sich mit den Experten für die Sanierung aufgegebener Braunkohlen-Tagebaue. "Für solche Projekte gibt es auf jeden Fall eine finanzielle Förderung", versicherte der Kanzler.

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