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Brandenburg: Schröder in Potsdam: Drei Schüsse, drei Tore, drei Termine mit Platzeck

Eine Frage, die sich der ganze Medientross stellt. Und eine, auf die der Bundeskanzler keine Antwort geben will: Holt er Potsdam Oberbürgermeister Matthias Platzeck vor der Bundestagswahl in sein Kabinett?

Eine Frage, die sich der ganze Medientross stellt. Und eine, auf die der Bundeskanzler keine Antwort geben will: Holt er Potsdam Oberbürgermeister Matthias Platzeck vor der Bundestagswahl in sein Kabinett? "Ach was", sagt Gerhard Schröder (SPD) unwirsch und fügt vieldeutig hinzu: Auf der Pressekonferenz nach der gemeinsamen Tagung des Kabinettsausschusses für die neuen Länder mit der Brandenburger Regierung, da "reden wir über vieles". Die Journalisten sollen noch ein wenig zappeln, nachdem sich in den letzten Wochen die Hinweise auf einen Wechsel Platzecks in Schröders Mannschaft verstärkt hatten.

Also ist erst einmal Kanzler-Sightseeing angesagt, bei diesem merkwürdigen Potsdam-Besuch, wo eigentlich Regierungschef Manfred Stolpe (SPD) der Gastgeber ist, sich aber fast alles um die Platzeck-Personalie dreht. Der Rundgang führt über den Hochleistungssportkomplex am Potsdamer Luftschiffhafen - wo es zwar keinerlei politische Aussagen, dafür aber wirklich schöne Fernsehbilder gibt: Etwa, wie Gerhard Schröder auf dem Fußballrasen, wo gerade die Nachwuchsfußballerinnen des FFC Turbine Potsdam trainieren, selbst einige Elfmeter wagt. Drei Schüsse, drei Treffer. Die junge Torfrau schaut ziemlich unglücklich drein, Schröder strahlt. Und Platzeck auch: Eine ungeheure Werbung für Potsdam sei die häufige Kanzler-Präsenz. "Wir wären doch ein Provinzstädtchen, wenn nicht ab und zu der Schimmer der Bundeshauptstadt auf uns fallen würde." Das schöne Bauschild für den begonnenen Stadionneubau nehmen die Kameras nicht auf: Hier baut die Landeshauptstadt "vertreten durch den Oberbürgermeister Herrn Matthias Platzeck ..." Nun ja.

Wenig später, an den Steganlagen der Ruderer und Kanuten bringt Schröder mit einem Spontan-Trip sogar seine Bodyguards gehörig ins Schwitzen: Kurzentschlossen steigt er mit den Olympiasiegerinnen Katrin Boron, Kerstin und Manja Kowalski in den Ruder-Vierer, dreht auf dem Templiner See einige Runden. Hoffentlich stürzt er beim Aussteigen nicht vor laufender Fernsehkamera ins Wasser, orakelt einer der Protokollbeamten. "Wo ist eigentlich der Wechselanzug?" Doch alles geht glatt.

Der politisch brisante Teil dieser Potsdamer Visite Schröders, für die er viel Zeit mitgebracht hat, hat da längst stattgefunden. Vor dem offiziellen Besuch im Luftschiffhafen hatten sich Schröder, Stolpe und Platzeck zwei Stunden ins "art-otel" zurückgezogen und die Marschroute abgesteckt. Es war ein "offenes Dreiergespräch", sagt Platzeck nur. Bleibt er doch in Potsdam? Ist der Wechsel in die Bundespolitik vom Tisch? Hat er Schröder erneut einen Korb gegeben? Seine Antwort auf die Dauerfrage ist zumindest deutlicher als in den letzten Wochen. "Ich bin auch in einem halben Jahr noch Oberbürgermeister von Potsdam."

Auch in einem Jahr noch? "Auch in einem Jahr." Seine Liebe gelte "Potsdam und Brandenburg." Ein Jahr, das wäre Juni 2002. Im Herbst ist die Bundestagswahl, für die Schröder, das pfeifen die Spatzen, gern Platzeck als Zugpferd für den Osten hätte ... Vor dem Potsdamer Termin gab es deshalb in der SPD-Bundestagsfraktion erneut Unruhe - so dass Platzeck bei der Besichtigung der Kanu-Gegenstromanlage vorbeugend Schröders Ostbeauftragten Rolf Schwanitz beruhigt, dass er ihn nicht zu beerben gedenke. Er wolle nicht, dass eine Unsicherheit oder Missstimmung aufkomme.

Am frühen Abend, die Sitzung von Bundes- und Landeskabinett und die Pressekonferenz sind längst vorbei, gibt es dann noch einen weiteren Kanzlertermin in Potsdam, ehe alle zum Landesfest auf das Bundesgartenschau-Gelände aufbrechen: Ein Vier-Augen-Gespräch mit Matthias Platzeck im "Mövenpick." Es darf weiter spekuliert werden.

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