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Brandenburg: Schulpolitik: Lehrerexport nach Schleswig-Holstein?

Neuer Zündstoff in Brandenburgs Schulpolitik: Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) bestätigte am Dienstag, dass wegen des dramatischen Schülerrückgangs bis zum Jahr 2004 "150 bis 200 Schulen" im Land geschlossen werden müssen. Nach seinen Worten erreicht der "Wendeknick" ab 2003 die Gesamtschulen und Gymnasien, in denen ab 2008/2009 statt heute 140 000 nur noch 54 000 Schüler unterrichtet werden müssen.

Neuer Zündstoff in Brandenburgs Schulpolitik: Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) bestätigte am Dienstag, dass wegen des dramatischen Schülerrückgangs bis zum Jahr 2004 "150 bis 200 Schulen" im Land geschlossen werden müssen. Nach seinen Worten erreicht der "Wendeknick" ab 2003 die Gesamtschulen und Gymnasien, in denen ab 2008/2009 statt heute 140 000 nur noch 54 000 Schüler unterrichtet werden müssen. Das Bildungsministerium sucht jetzt nach Auswegen, wie der zwangsläufig entstehende Lehrerüberhang sozialverträglich verringert werden kann. Gestern informierte Reiche das Kabinett über seine Pläne. Er bestätigte, dass eine Neuauflage von Vorruhestandsregelungen geplant sei. Sogar ein "vorübergehender Export" von Lehrern nach Schleswig-Holstein - wo Lehrer benötigt werden - sei möglich: "Wir führen bereits Gespräche."

Das Dilemma: Anders als Sachsen hat Brandenburg trotz des Geburtenknicks nach der Wende keine Lehrer entlassen. Die 27 231 märkischen Lehrer teilen sich schon jetzt die vorhandenen 25 300 Vollzeitstellen, indem sie auf einen Teil des Ost-Tarifs verzichten. Zwei von drei Lehrern in Brandenburg haben solche Teilzeitverträge. Liegt das Beschäftigungsvolumen dieser Lehrer heute noch bei durchschittlich 95 Prozent, wird es nach Modellrechnungen des Ministeriums durch den Schülerrückgang auf 70 Prozent sinken. Die Folge: Das Nettoeinkommen von zwei Dritteln der märkischen Lehrerschaft - die ohnehin im Vergleich zu Berlin deutlich weniger verdient - würde sinken. Ein Szenario, das nach Ansicht von Reiche auch deshalb "nicht eintreten darf", da es neuen Frust in den Kollegien bringen würde. Nach einer Vergleichsrechnung des Reiche-Ressorts verdient ein angestellter Brandenburger Lehrer bereits jetzt rund 8400 Mark netto weniger im Jahr als ein Berliner Kollege, da dort Westtarif gezahlt wird, Lehrer grundsätzlich höher eingruppiert sind und Vollzeit-Jobs die Regel sind. Bei verbeamteten Lehrern betrage die Differenz in der Lohntüte sogar 15 300 Mark jährlich, so Reiche. Es sei damit zu rechnen, dass zum Ende des Schuljahres wieder 200 bis 300 meist junge Lehrer aus Brandenburg nach Berlin wechseln werden.

thm

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