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Schwerwiegender Verdacht: Polizei befürchtet Kindstötung

Hat wieder eine Mutter ihre Kinder nach der Geburt getötet? Die Potsdamer Polizei befürchtet dies, nachdem im Schlosspark von Wiesenburg im Landkreis Potsdam-Mittelmark eine Plazenta entdeckt wurde.

Von Sandra Dassler

Wiesenburg - Spielende Kinder hatten am Sonnabend im Teich eine Plastiktüte gefunden. „Darin befand sich eine Nachgeburt mit zwei Nabelschnüren“, sagte gestern eine Polizeisprecherin. Man habe festgestellt, dass es sich um eine menschliche Plazenta handele, die von einer Zwillingsgeburt stammt.

Das Kommissariat „Schwere Kriminalität“ des Schutzbereichs Potsdam hat die Ermittlungen aufgenommen und sucht nach einer Frau, die schwanger war und jetzt kein Kind vorweisen kann. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass die Plazenta zur weiteren Untersuchung der Rechtsmedizin übergeben wurde. Ergebnisse, beispielsweise über den Zeitpunkt der Geburt, werden erst heute erwartet.

Angesichts der Häufung von Kindstötungen in Brandenburg in den vergangenen Monaten sei es nicht abwegig, ein Verbrechen zu vermuten, sagte die Polizeisprecherin. Taucher hätten bereits den See abgesucht, aber nichts gefunden. In der näheren Umgebung habe man keinerlei Hinweise auf eine Geburt entdeckt. Auch Durchreisende hätten die Tüte in den See werfen können.

Eine Hoffnung haben die Ermittler allerdings. „Vielleicht war es doch kein Verbrechen“, sagte die Sprecherin: „Manche Eltern nehmen die Plazenta ihrer Kinder mit nach Hause.“ Die Berliner Hebamme Julia Korn bestätigt das: „Ungefähr jede zweite Frau, die sich für eine Hausgeburt entscheidet, behält die Plazenta, um sie beispielsweise unter einem Baum zu vergraben. Das soll Glück bringen.“ Der Direktor der Kliniken für Geburtsmedizin der Charité, Joachim Dudenhausen, sagt hingegen, dass dort nur etwa ein Prozent der Eltern die Nachgeburt ihrer Kinder mitnehmen. Der Schauspieler Tom Cruise schockte vor einigen Jahren die Öffentlichkeit mit der Ankündigung, die Plazenta seines Kindes essen zu wollen. Auch in Deutschland gibt es Firmen, die spezielle – angeblich heilsame – Pulver aus der Nachgeburt herstellen. Sandra Dassler

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