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Brandenburg: Schwierige Zeiten für Jungbauern

Nachwuchs-Landwirte hoffen auf die EU-Erweiterung

Die Zukunft liegt im Osten. Wenigstens für die deutsche Landwirtschaft – oder jedenfalls für den 26jährigen Jungbauern Christian Rohlfing. Er folgt im Herbst, nach bestandenem Diplom, seinem Vater nach Borow in Mecklenburg-Vorpommern. Dort übernimmt er den Bauernhof, den sein Vater vor einigen Jahren gekauft hatte. „Im Osten sind die wirtschaftlichen Strukturen viel besser, da haben wir mehr Möglichkeiten“, sagt der Agrarwissenschaftsstudent.

Rohlfing ist auf die Grüne Woche gekommen, um sich – beim Kongress der Junglandwirte – mit erfahrenen Bauern zu beraten. „Das ist besonders in diesen schwierigen Zeiten sehr wichtig“, sagt Rohlfing. „Durch Seuchen und die BSE-Krise sind bei uns in den vergangenen Jahren die Absätze in den Keller gegangen.“ Zudem hätten die Verbraucher mittlerweile ein schlechtes Bild von konventioneller Landwirtschaft.

Stefan Bauer ist aus dem Saarland zur Grünen Woche gekommen. Er bewirtschaftet mit seinem Vater einen Milchvieh- und Ackerbaubetrieb, den er später übernehmen möchte. Auch er klagt über die Lage: „Wenn das so weitergeht, dass niemand mehr für hochwertige Produkte bezahlen will, weiß ich nicht, wo ich lande.“ Angehende Bauern müssten heute mit Problemen kämpfen, die ihre Väter so nicht kennen. Konventionell produzierende Bauern müssten wegen des enormen Preisdrucks dieselbe Qualität immer billiger produzieren. „Die Leute interessiert nicht mehr, wo etwas herkommt. Dabei liefern wir doch ihre Grundnahrungsmittel“, sagt Stefan Bauer. Auf Bioanbau umzustellen, ist für den 25-Jährigen auch keine Lösung. „Dafür gibt es im Moment keinen Markt. Die Menschen bezahlen das nicht.“

Trotz aller Schwierigkeiten – die beiden Jungbauern identifizieren sich mit ihrem Beruf. So stört es Christian Rohlfing nicht besonders, dass er nur selten frei hat. „Ich habe ja mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Und das Klischee, für Bauern sei es schwerer, eine Frau zu finden?„Ich suche ja keine, die bei mir auf dem Hof arbeitet“, sagt Rohlfing. „Sie soll selbstständig sein, so wie ich – aber nicht unbedingt als Bäuerin.“ Manche Frauen seien verwundert gewesen, wenn er von seinem Beruf erzählte. „Sie wollten mir nicht glauben, weil ich dafür zu elegant sei.“ Viele dächten wohl immer noch, Bauern müssten stinken. „Dabei ist das längst veraltet. Wir sind heute richtige Unternehmer, mit Angestellten.“

Und als solche wollen sie Erfolg haben. „Wir sind zwar ein bisschen unsicher, weil wir nicht wissen, wohin die Reise geht. Aber wir werden weitermachen und kämpfen“, sagt Bauer. Da kann es nicht schaden, sich beim Nachwuchskongress von alten Kämpen wie Gerd Sonnleitner, dem Präsidenten des Bauernverbandes, beraten zu lassen.

Was sie überhaupt nicht verstehen: Dass die Stadt Berlin den Studiengang Agrarwissenschaften an der Humboldt-Universität streichen will. Dabei beginne die Nachfrage nach Studienplätzen im Bereich Agrarwirtschaft doch gerade wieder zu steigen.

Dass die Landwirtschaft keine Zukunft habe, kann man schließlich auch nicht sagen: Die EU-Osterweiterung etwa sehen die beiden Jungbauern als große Chance. „Da entsteht ein riesiger Markt. Da werden wir unsere Produkte absetzen.“ mle

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