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Skandal: Schönbohm verteidigt Eva Herman als Opfer von "Sprachpolizei"

Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm schlägt sich auf die Seite von Eva Herman, die wegen ihrer umstrittenen Äußerungen zum Nationalsozialismus einen Skandal heraufbeschworen hat. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse sieht das ganz anders und rät: "Zunge zügeln."

Schönbohm (CDU), nimmt Ex-"Tagesschau"-Sprecherin Eva Herman wegen ihrer umstrittenen Äußerungen über den Nationalsozialismus in Schutz. Der Christdemokrat beklagt "die Macht einer politisch korrekten Sprachpolizei" in der "Frankfurter Rundschau", die den Anspruch erhebe, "festlegen zu dürfen, welche Wörter als Indikator für nationalsozialistisch-infiziertes Gedankengut dienen".

Schönbohm streitet in der Zeitung mit Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) über die Frage, ob man die Autorin um der Meinungsfreiheit willen vom Familienbild der Nazis schwärmen lassen oder ob sie lernen muss, um der historischen Wahrheit willen zu schweigen.

Hinter der "ideologiebedingten Säuberung der Sprache", verberge sich aber "nichts anderes als Intoleranz", betont Schönbohm. Die Folge sei: "Denkfeigheit tritt an die Stelle freiheitlichen Bürgermuts". "Die politisch korrekte Empörung fungiert als allmächtige rhetorische Allzweckwaffe, die sich als besonders geeignet erwiesen hat, Sprache, Gedanken und Gewissen zu kontrollieren", schreibt Schönbohm. Mit einer Mahnung zu angemessener Erinnerungskultur habe das wenig zu tun. "Im Gegenteil: sie wendet sich gegen unsere Meinungsfreiheit".

Thierse: "Zunge zügeln"

Thierse dagegen plädiert: "Zunge zügeln, liebe demokratischen Kombattanten allerorten im Land!". Jeder müsse sich "der verpflichtenden Erinnerung an die Naziverbrechen immer neu stellen, ohne sie in kleiner Münze der billigen Poemik gegen den politischen Gegner umzutauschen und zu verbrauchen". Ganz ohne Tabus komme eine Gemeinschaft nicht aus. "Bösartige Redensarten wie 'Bombenholocaust' und 'Hühner-KZ' sollten auf gemeinsame Ablehnung stoßen", sagt der Bundestagsvizepräsident.

Herman hatte bei der Präsentation ihres Buchs "Das Prinzip Arche Noah. Warum wir die Familie retten müssen" Anfang September die "Wertschätzung" von Familie und Kindern unter den Nationalsozialisten als "gut" bezeichnet, sich allerdings vom NS-Regime klar distanziert. Am 9. September hatte sich der NDR daraufhin mit sofortiger Wirkung von der 48-Jährigen getrennt. (mit ddp)

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