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Brandenburg: Sorben rufen Papst zu Hilfe

Bittschreiben soll auf Probleme der slawischen Minderheit in Brandenburg und Sachsen aufmerksam machen

Von Sandra Dassler

Cottbus. Mit einem ungewöhnlichen Hilferuf wollen Vertreter der sorbischen Minderheit in Brandenburg und Sachsen auf ihre Probleme aufmerksam machen. Am Dienstag dieser Woche übergaben Mitglieder der sorbischen Dachorganisation Domowina dem Nuntius des Vatikans in Deutschland, Giovanni Lajolo, eine Petition an den Papst.

Darin wird Johannes Paul II. gebeten, sich für den Fortbestand des sorbischen Volkes einzusetzen. Das Oberhaupt der Katholischen Kirche solle Deutschland dazu auffordern, die Gesetze des europäischen Minderheitenrechts einzuhalten. Nach Tagesspiegel-Recherchen hat der Bundesvorstand der Domowina beschlossen, weitere europäische Staatsmänner anzuschreiben und um Hilfe zu bitten. Grund war ein Bescheid der sächsischen Landesregierung über das endgültige Aus der sorbischen Schule in Crostwitz im Landkreis Kamenz. „Wir fordern, für diese Schulen andere Maßstäbe anzulegen. Das ist in Ländern wie Tschechien, Dänemark oder Ungarn längst der Fall“, sagt der Chefredakteur der sorbischen Tageszeitung „Serbske Nowiny“, Benedikt Dyrlich.

In der Petition an den Papst wird vor allem die sächsische Landesregierung kritisiert. Domowina-Chef Jan Nuck sagte dem Tagesspiegel: „Mit der brandenburgischen Landesregierung haben wir bessere Erfahrungen gemacht. Sie bemüht sich, wichtige Entscheidungen mit uns abzustimmen.“ Die in Brandenburg lebenden Sorben verlangen ebenfalls, dass bei Schulschließungen auf ihre Interessen besondere Rücksicht genommen wird. Im brandenburgischen Bildungsministerium ist man anderer Ansicht. „Es gibt keine Sonderregelungen für die Sorben“, sagt Sprecher Martin Gorholt, „aber wir versuchen, großzügig zu sein.“ Im vergangenen Jahr hatte es Diskussionen um eine Schule in Heinersbrück bei Cottbus gegeben. Das Dorf gehört zum sorbischen Siedlungsgebiet in der Niederlausitz, wo im Gegensatz zur sächsischen Oberlausitz vorrangig protestantische Sorben leben.

Für das Bittgesuch an den Papst hatten sich auch die evangelischen und nicht-religiösen Mitglieder des Bundesvorstands der Domowina ausgesprochen. „Wir verbinden große Hoffnungen damit“, sagt Benedikt Dyrlich, „weil Johannes Paul II. seine Segensgrüße stets auch in sorbischer Sprache vorträgt. Außerdem kennt er die Probleme. Als er noch Kardinal in Polen war, hat er Crostwitz und das Sorbenland besucht.“

Dass die Sorgen der Sorben vor weiteren finanziellen Kürzungen berechtigt sind, bestätigte sich bei einem gestrigen Termin von Domowina-Mitgliedern im Bundesinnenministerium. Bedauernd wurde ihnen mitgeteilt, dass die Zuschüsse für die Sorbische Stiftung um mehr als 180 000 Euro gekürzt werden. Und dies, obwohl Bundesinnenminister Otto Schily erst unlängst seine sorbischen Wurzeln entdeckt hatte.

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