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Brandenburg: Spreewald gegen Gentechnik

Initiative will Zone ohne erbmanipulierte Pflanzen schaffen. In der Uckermark gibt es das schon

Von Volker Eckert

und Lynn Gogolin

Lübbenau. Der Spreewald soll zur gentechnikfreien Zone werden. Dieses Vorhaben hat am Montag die Leitung des dortigen Biosphärenreservats verkündet. Die rund 800 Betriebe der Region sind nun aufgerufen, sich freiwillig zu verpflichten, ganz auf den Einsatz von Gentechnik zu verzichten. Vorgespräche mit einzelnen Großbetrieben und Agrarverbänden zeigten eine große Bereitschaft der Bauern, bei dem Projekt mitzuziehen, sagte Michael Petschick vom Biosphärenreservat Spreewald am Montag.

Der Spreewald wäre damit in Brandenburg das zweite Gebiet ohne landwirtschaftliche Nutzung von Gentechnik: In der Uckermark haben bereits über zwei Dutzend Bauern eine Selbstverpflichtung unterschrieben. Damit können dort knapp 14 000 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche gentechnikfrei bleiben, inklusive ihres Umlands rund 50 000 Hektar. Ähnliche Zusammenschlüsse gibt es auch in Mecklenburg-Vorpommern und der Rhön.

Der Spreewald würde nach bisherigem Stand die mit Abstand größte genfreie Fläche: Über 300 000 Hektar gehören dort Landwirten, 130 000 davon befinden sich im Biosphärenreservat. Es geht den Initiatoren aber weniger um Größe als ums Image: „Der Spreewald steht für natürliche Produkte und Kulturlandschaft“, erläutert Michael Petschick. Durch den Einsatz von Gentechnik aber könnten Käufer und Touristen abgeschreckt werden.

Allerdings kann das Vorhaben nur gelingen, wenn alle Bauern sich beteiligen. Experimente mit genmanipulierten Pflanzen haben gezeigt, dass deren Erbgut durch Pollenflug auch auf unveränderte Pflanzen übertragen werden kann. Auskreuzung nennt sich das. Im Spreewald gibt es 800 Landwirte, knapp ein Drittel davon sind Biobauern. Laut Michael Petschick seien die meisten Bauern der Gentechnik gegenüber kritisch eingestellt. „Und die übrigen werden sich gut überlegen, was sie machen.“ Denn sollten einzelne Bauern genveränderte Pflanzen anbauen und sich deren Erbgut auf benachbarte Äcker übertragen, könnten Schadenersatzforderungen auf sie zukommen, so Petschick. Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast hat bislang einen Gesetzentwurf vorgelegt, der das regeln soll.

Die Landesregierung betrachtet die beiden Initiativen „mit Wohlwollen“. So könnten sich Konflikte durch die Auskreuzungen vermeiden lassen, sagt der Gentechnikreferent im Landwirtschaftsministerium Peter Rudolph. Ein Mitarbeiter des Ministeriums berät bereits die Bauern in der Uckermark. Gern hätte man auch finanzielle Unterstützung gegeben, aber das Geld fehlte. Schließlich ist das Bundesamt für Naturschutz eingesprungen. Es unterstützt ein Beratungsinstitut, das den Bauern bei der Umsetzung hilft. Für die Landwirte könnte sich die Initiative lohnen, glaubt der Ministeriale Rudolph, da die Verbraucher Produkten ohne Gentechnik den Vorzug geben.

Allerdings seien die Bauern meist keine Direktvermarkter. Die Frage sei also, wie die Uckermärker Initiative den Kunden erreicht. Für die Produkte aus dem Spreewald hat Michael Petschick da keine Bedenken. Schließlich würden die jetzt schon mit dem Siegel „Spreewald“ vermarktet. Darunter müsse man dann nur noch „gentechnikfrei“ schreiben.

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