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Stasi-Vorwürfe: Opfer erhebt neue Vorwürfe gegen suspendierten Cottbuser Polizeichef

Nach seiner Suspendierung Ende April werden neue Vorwürfe gegen den Cottbuser Polizeichef Uwe Skalske laut. Der einstige Stasi-Mitarbeiter soll vor 1989 an der Verfolgung Ausreisewilliger beteiligt gewesen sein. Brandenburgs Innenminister Woidke (SPD) lässt auch weitere Stasi-Vorwürfe gegen andere Mitarbeiter prüfen.

Cottbus - Nun melden sich die Opfer. Gegen den suspendierten Cottbuser Polizeichef Uwe Skalske sind neue Stasi-Vorwürfe erhoben worden. Nach einem Bericht der „Lausitzer Rundschau“ soll der heute 49-Jährige als Untersuchungsführer der Staatssicherheit in einem weiteren Fall an Strafverfahren gegen Ausreisewillige beteiligt gewesen sein, die mit Gefängnisstrafen endeten. Skalske wird vorgeworfen, die Ermittlungen gegen einen Cottbuser Familienvater geführt zu haben. Dieser hatte, weil die DDR-Behörden einen Ausreiseantrag ignorierten, im Februar 1988 in Ost-Berlin mit der 12-jährigen Tochter ein Pappschild gezeigt: „Wir fordern: Menschenrecht auf Ausreise in die BRD für unsere Familie.“

Wegen „Beeinträchtigung staatlicher Tätigkeit“ war der Mann dann im April 1988 vom Kreisgericht Cottbus zu einem Jahr und zwei Monaten Haft verurteilt worden. Nach sieben Monaten Haft wurde er in den Westen entlassen. Die Stasi-Vernehmungen soll der heutige Wachenchef, zuständig für 160 Polizisten in Cottbus, geführt haben. 1990 war er trotz seiner bekannten früheren Tätigkeit in den Polizeidienst des Landes übernommen worden. Vorige Woche wurde Skalske von Innenminister Dietmar Woidke (SPD) suspendiert. Auslöser war ein Bericht des rbb-Magazins „Klartext“, wonach Skalske als Vernehmer daran beteiligt gewesen sein soll, den ebenfalls ausreisewilligen Gubener Frank Junkier ins Gefängnis zu bringen. Und zwar mit einem erpressten Geständnis, mit Androhungen von Schritten gegen die Lebensgefährtin und die Kinder. In einem Strafverfahren war Skalske, der die Erpressung bestritt, Mitte der 90er Jahre freigesprochen worden. Doch sind in der Stasi-Unterlagenbehörde belastende Dokumente und Tonband-Mitschnitte gefunden worden. Eigentlich sollte Skalske am Montag im Ministerium dazu angehört werden. Der Termin wird verschoben, weil sich Skalske krankgemeldet hat. „Er bleibt suspendiert“, sagte Sprecher Ingo Decker. 

Woidke lässt auch seit Jahren im Ministerium bekannte, von seinen Amtsvorgängern nie angepackte Stasi-Vorwürfe gegen Polizisten prüfen. Seit Mitte März ist der Kripo-Chef eines Lausitzer Regionalkommissariats, Günther G. (53), suspendiert. Bereits seit zwei Jahren ist bekannt, dass er von 1982 bis 1988 als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Staatssicherheit Kollegen bespitzelt haben soll. Dies hatte er bei der Übernahme nach 1990 verschwiegen und nur seine kurze hauptamtliche Stasi-Tätigkeit zugegeben. Deshalb drohen dem Kripo-Chef Konsequenzen: „bis zur Entfernung aus dem Dienst.“

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