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Brandenburg: Straßenbau: Die Sauener stehen jetzt wieder auf Steinpflaster

Holpriges Pflaster statt glatter Asphaltschicht? Das kleine Dorf Sauen zwischen Bad Saarow und Beeskow widerspricht dem Trend der vergangenen zehn Jahre.

Holpriges Pflaster statt glatter Asphaltschicht? Das kleine Dorf Sauen zwischen Bad Saarow und Beeskow widerspricht dem Trend der vergangenen zehn Jahre. Denn fast überall sind zumindest auf den Hauptstraßen die alten Pflasterstrecken verschwunden. Sie waren schließlich laut, uneben und vor allem für den Schwerlastverkehr völlig ungeeignet. Oft wurden die schweren Steine als wertlos betrachtet und deshalb verschenkt oder für eine geringe Summe verkauft. Nicht wenige der meist vor 200 Jahren mühevoll geschlagenen und einigermaßen glatt geschliffenen Steine liegen heute im Ausland. Vor allem niederländische Gemeinden schmücken sich seit einigen Jahren mit märkischem Pflaster. Auf den Lastwagen mit den gelben Kennzeichen verschwand nach der Wende besonders aus der Uckermark der Belag ganzer Straßenzüge. Die Dörfler schauten dem Treiben damals kopfschüttelnd zu und waren froh, die vermeintlich nutzlosen Steine loszuwerden.

Heute denkt so mancher Einwohner mit Wehmut an die alte Pflasterstraße, ärgert sich über die schwarze Asphaltschicht und kämpft für Tempo-30-Schilder und Schikanen zur Verkehrsberuhigung. In den Niederlanden dagegen passen die Importe aus Brandenburg wunderbar zu den restaurierten Zentren von Städten und Dörfern.

Sauen nun hat offensichtlich aus den Fehlern gelernt. Einmütig entschied sich die Gemeindevertretung für den Neubau der 665 Meter langen Dorfstraße. Davon behalten 450 Meter im Zentrum ihr altes Kopfsteinpflaster - allerdings in neuer Ausführung. Das historische und unter Denkmalschutz stehende Ensemble aus alter Dorfkirche, Gutshaus und Gutspark soll damit aufgewertet werden. Im restaurierten Gutshaus arbeiten oft Studenten der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Sauen ist außerdem Sitz der August-Bier-Stiftung, die das Vermächtnis des Wissenschaftlers für den Waldumbau von der Mono- zur Mischkultur weiterführt. Das Dorf lebt also und mausert sich nicht zuletzt dank der Pflaster zum Schmuckstück im Landkreis Oder-Spree.

Die Arbeiten selbst führen 15 ABM-Kräfte unter Anleitung eines Fachbetriebes aus. Viele Seiten profitieren von diesem einzigartigen Modell. Zuerst natürlich die Arbeiter, die für mindestens vier Monate einen Job erhielten. Der Landkreis spart rund 420 000 Mark, da die Lohnkosten für die Arbeiter vom Arbeitsamt getragen werden. Nutznießer ist nicht zuletzt der Baubetrieb, der die Ausschreibung der Pflasterarbeiten gewann. "Wir brauchen jeden Auftrag", sagt der Geschäftsführer der Umwelt-Service GmbH aus Müllrose. Zwei Monate wurden die vormaligen Arbeitslosen auf ihren Einsatz in Sauen geschult. Mit der Qualifikation in der Tasche rechnen sie sich neue Chancen auf eine Festanstellung aus.

Die Pflasterei selbst ist eine echte Knochenarbeit. Mehrere Kilogramm wiegt so ein Stein. Jeder muss per Hand bewegt und gedreht werden, um die glatte Oberfläche zu finden. Zwischen die Steine kommt eine Sandmischung. Beton, wie in anderen Gegenden gesehen, kommt nicht in Frage. "Wir wollen den alten Zustand der Straße von 1810 möglichst weitgehend erhalten", erklärt der Wirtschaftsdezernent des Kreises, Eckhard Fehse. Er könne sich vorstellen, das Finanzierungsmodell auch auf andere Orte zu übertragen. Noch gibt es genügend Pflasterstraßen, für die sich eine behutsame Rekonstruktion lohnt.

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