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Brandenburg: Streit um Ohnesorg: Oper ehrt lieber Götz Friedrich

Der Bezirk aber möchte den Platz nach dem erschossenen Studenten benennen Polizisten legten am 40. Jahrestag erstmals einen Kranz nieder

Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch hat gestern den vor 40 Jahren vor der Deutschen Oper von der Polizei erschossenen Benno Ohnesorg geehrt. Im Rahmen einer Gedenkfeier des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf und Bündnis 90/Die Grünen am Ort seines Todes wurde für alle Teilnehmer überraschend von Beamten erstmals ein Kranz niedergelegt. Einige der rund 40 Menschen bedankten sich anschließend bei Direktionsleiter Hans-Ulrich Hauck für die Geste.

Ohnesorg starb im Alter von 26 Jahren durch einen Pistolenschuss des Kriminalobermeisters Karl-Heinz Kurras im Hinterhof des Hauses Krumme Straße 66, direkt neben der Deutschen Oper. Der Beamte war trotz vieler ungeklärter Fragen in mehreren Prozessen freigesprochen worden. Bis heute erinnert in Berlin weder eine Straße noch ein Platz an Benno Ohnesorg. Dass das ein Unding sei, findet man in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Charlottenburg-Wilmersdorf. Eine Mehrheit aus SPD, Grünen und FDP würde daher gerne den bisher namenlosen Platz neben der Deutschen Oper nach Benno Ohnesorg benennen. Einziger Haken: Der Platz an der Ecke zwischen Krumme Straße und Bismarckstraße gehört nicht dem Bezirk, sondern der Deutschen Oper. Deshalb hat die BVV das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf schon zweifach aufgefordert, sich beim Stiftungsrat der Stiftung Oper Berlin für die Umbenennung einzusetzen.

Doch dagegen sträubt sich die Deutsche Oper. Sie hat jetzt entschieden, den bisher namenlosen Platz im Herbst nach Götz Friedrich zu benennen, der von 1981 bis 2000 Generalintendant und Chefregisseur des Hauses war. „Wir haben eine Reihe von Vorschlägen sehr sorgfältig geprüft“, sagt Kirsten Harms, die Intendantin der Oper. „Wir möchten einen Namen, der die eigene Geschichte reflektiert.“ Außerdem erinnere auf dem Platz bereits ein Denkmal an Benno Ohnesorg: Es ist ein Bronzerelief des österreichischen Bildhauers Alfred Hrdlicka. Das Werk mit dem Titel „Der Tod eines Demonstranten“ steht seit 1990, es zeigt zwei Polizisten, die auf eine kopfüber hängende Gestalt eindreschen. Trotz der Entscheidung gegen Ohnesorg möchte Intendantin Harms nicht missverstanden werden: „Ich sympathisiere mit seiner engagierten Generation. Man darf die Ehrerbietung nicht gegeneinander ausspielen.“

Marc Schulte, stellvertretender Landesvorsitzender der SPD und Bezirksstadtrat für Wirtschaft in Charlottenburg-Wilmersdorf, besteht jedoch auf dem tatortnahen Platz vor der Oper. „Der Ort, wo es passierte, sollte aus Gründen der geschichtlichen Korrektheit auch nach Ohnesorg benannt werden“, sagt er. Anders die Grünen im Bezirk. Aus deren Reihen kommt nun der Vorschlag, einfach die Bismarckstraße nach Ohnesorg zu benennen. Denn in Charlottenburg gebe es auch schon eine Bismarckallee, einen Bismarckplatz und eine Bismarckbrücke.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) möchte sich nicht zu dem Namensstreit äußern, obwohl er Vorsitzender des Stiftungsrats der Oper ist. In Ohnesorgs Heimatstadt Hannover gibt es übrigens schon seit 1992 eine Ohnesorg-Brücke. Und der Schriftsteller Uwe Timm, der mit Ohnesorg befreundet war, hat ihn in der Erzählung „Der Freund und der Fremde“ literarisch verewigt.

G. Bartels, P. Lichterbeck

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