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Brandenburg: Studie: Jeder Dritte ist schilddrüsenkrank Größte Untersuchung in der Region

Ärzte warnen vor Panikmache

Berliner und Brandenburger haben überdurchschnittlich oft Probleme mit der Schilddrüse. Das ist das Ergebnis der größten bundesweiten Reihenuntersuchung, das die „Schilddrüsen-Initiative Papillon“ jetzt vorstellte: Danach leben 37,5 Prozent der Einwohner mit krankhaften Veränderungen der Schilddrüse. „Von den 6,1 Millionen Berlinern und Brandenburgern sind 2,3 Millionen schilddrüsenkrank“, sagt Claus Hönig von „Papillon“. Damit liegen beide Länder über dem Bundesdurchschnitt von 33,4 Prozent.

Die Schilddrüsenprobleme resultieren meist aus einer Mangelversorgung mit Jod. Die Symptome reichen von Verstopfung, Frieren, trockene Haut über Depressionen und einer vergrößerten Schilddrüse (Kropf) bis hin zu Krebsgeschwüren.

Mediziner warnen jedoch vor Panikmache. Nicht jede Auffälligkeit an der Schilddrüse sei gleich eine Erkrankung, nicht jedes Knötchen müsse behandelt werden. „Man hat ja auch Leberflecken“, sagt Reinhard Finke, Endokrinologe in einer Berliner Schwerpunktpraxis für Schilddrüsenerkrankungen. Nur bei fünf bis sieben Prozent der Bevölkerung bestünden Probleme, die man ärztlich beobachten müsse. Und auch hier bekäme man den übergroßen Teil mit Jodmedikamenten im Griff. Langfristig werde die Zahl der Erkrankungen auf ein Fünftel des jetzigen Standes zurückgehen, sagt Finke. „Die Jodversorgung ist in den letzten Jahren viel besser geworden.“ So wird auch Fertignahrung zunehmend mit jodiertem Salz gewürzt, ebenso wie Back- und Wurstwaren. Gerade Berlin ist (neben Passau) die deutsche Stadt mit der besten Jodversorgung.

Um Schilddrüsenerkrankungen frühzeitig zu entdecken, fordert „Papillon“, die von Ärzten, Pharmaindustrie und Apothekern getragen wird, flächendeckende Vorsorgeuntersuchungen mit Ultraschall. Die Untersuchung ist harmlos, dauert fünf Minuten. Auch wenn Mediziner sagen, dass sich durch eine frühzeitige Erkennung teure Krankenhausbehandlungen vermeiden ließen, tragen die Krankenkassen die Untersuchungskosten nur bei konkreten Gesundheitsproblemen.

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