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Immer mehr Berliner Abiturienten suchen sich für ihr Studium eine Universität im Land Brandenburg aus.

© Andreas Klaer

Studienplätze: Berliner retten Hochschulen der Mark

Trotz des Geburtenknicks in Brandenburg boomen die Hochschulen des Landes. Grund dafür ist der anhaltende starke Zulauf von Studienanfängern aus Berlin und anderen Bundesländern.

Der Run von Berlinern auf brandenburgische Hochschulen bleibt ungebrochen. Vor einer internen Rotstift-Klausur der rot-roten Regierung präsentierte Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD) am Montag eine neue unabhängige offizielle Prognose, wonach auch künftig in Brandenburg dank dieser „Importe“ entgegen früherer Befürchtungen trotz Geburtenknick anders als in anderen ostdeutschen Ländern kein radikaler Einbruch der Studentenzahlen droht.

In diesem Jahr habe Brandenburg erstmals die magische Marke von insgesamt 50 000 Studierenden erreicht, sagte Münch. Nach der Prognose kann Brandenburg bis 2025 mit stabil 40 000 bis 50 000 Studierenden rechnen – womit das Niveau auf keinen Fall unter das von 2005 sinke. Auch die Mindestmaßgabe des Hochschulpaktes von 35 000 Studenten sei damit noch weit überschritten.

Hauptgrund sei die Nähe zu Berlin, sagte Münch. „Aber es ist kein Selbstläufer. Voraussetzung ist, dass wir Ressourcen in gleicher Höhe in die Hochschulen stecken.“ Tatsächlich zeigt die Entwicklung schon seit einigen Jahren, dass jeder dritte Student, der ein Studium im Land beginnt, aus  Berlin kommt. Viele wohnen in der Hauptstadt, wo Abends nicht die Bürgersteige hochgeklappt werden, studieren aber wegen guter Verbindungen in Potsdam, Brandenburg/Havel oder Frankfurt (Oder). 2010 erreichte der Berliner Anteil unter den 9000 Studienanfängern mit 30,5 Prozent fast den Anteil der Landeskinder von 32 Prozent. Weitere 11 Prozent kamen aus den alten Ländern, 8 aus anderen neuen Ländern. 17,9 Prozent vom Ausland.

Vor diesem Hintergrund sieht Münch zwar keine Notwendigkeit und Möglichkeit, dass in Brandenburg neue Studienplätze geschaffen werden, wie es Berlins Regierender Klaus Wowereit (SPD) gerade für Berlin mit 3000 neuen Plätzen versprochen hat. In Brandenburg gehe es vielmehr darum, „dass der Status quo gehalten wird“, dass keine Kapazitäten abgebaut werden können, dass die Qualität der Hochschulen gehalten wird, damit sie weiter auch attraktiv für Studenten aus Berlin und den alten Ländern bleiben. Münch erinnerte an den Koalitionsvertrag, dass Wissenschaft für die Regierung „Priorität“ habe.

Der Hinweis kommt nicht von ungefähr. Innerhalb der Kabinettsriege wächst die Anspannung vor der in keinem offiziellen Terminplan ausgewiesenen Sparklausur. Dazu will sich das Kabinett am Mittwoch nach Potsdam-Hermannswerder zurückziehen. Es geht um den Haushalt 2012. Bislang hat Finanzminister Helmuth Markov (Linke) intern keine Zahlen präsentiert, welche konkreten Schrecken auf die Ressorts zukommen. Doch müssen, wie er kürzlich sagte, 2012 rund 255 Millionen Euro eingespart werden, was eine „wahnsinnige Herausforderung“ sei, da 2011 schon einmal 250 Millionen Euro gekürzt werden mussten. Markov sagte zugleich, dass „alle Einsparungen hinnehmen müssen“, allerdings in den „prioritären Felder weniger“. Für Hochschulen gibt das Land Brandenburg jährlich rund 250 Millionen Euro aus.

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