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Brandenburg: Stundenausfall: Kritik von Eltern und Lehrer: Statistik "schöngeredet"

Das Bildungsministerium hat nach Ansicht von Lehrer- und Elternvertretern seine Statistik zum Stundenausfall an Brandenburgs Schulen schöngerechnet. Offiziell betrage der Unterrichtsausfall im 2.

Das Bildungsministerium hat nach Ansicht von Lehrer- und Elternvertretern seine Statistik zum Stundenausfall an Brandenburgs Schulen schöngerechnet. Offiziell betrage der Unterrichtsausfall im 2. Halbjahr 1999/2000 lediglich 2,8 Prozent, in Wirklichkeit seien es aber bis zu sieben Prozent, sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Günther Fuchs. GEW und Landeselternrat forderten mehr Lehrer, um den Unterrichtsausfall auszugleichen.

Das Ministerium wies die Vorwürfe zurück. Die Statistik sei glaubwürdig, versicherte Ministeriumssprecher Martin Gorholt. "Kaum ein Bundesland erhebt den Stundenausfall so genau wie Brandenburg." Im Übrigen werde sich die Situation in den nächsten Jahren entspannen, da die Schülerzahl stärker sinke als die Zahl der Lehrer.

Fuchs betonte, die Lehrerzahl sei derartig reduziert worden, dass es praktisch keine Vertretungsreserven mehr gebe. "Und jetzt wird alles schöngerechnet." In anderen Bundesländern werde offen von Ausfallquoten zwischen fünf und acht Prozent geredet. "Und so liegt Brandenburg mit angeblich 2,8 Prozent plötzlich in der Spitzengruppe. Das ist doch ein Witz", kritisierte Fuchs und forderte eine ehrliche Statistik über den tatsächlichen Ausfall.

Nach der 13-seitigen Erhebung, über die am Donnerstag auch der "Berliner Kurier" berichtete, konnten im 2. Halbjahr 1999/2000 acht Prozent der Stunden nicht wie vorgesehenen erteilt werden. Das waren 813 419 Stunden. Hauptgründe waren Krankheit (60,9 Prozent), Wandertage und Exkursionen (14,4 Prozent).

2,8 Prozent der Stunden fielen demnach gänzlich aus. Für 5,2 Prozent wurden andere Lösungen gefunden. Nur 19,2 Prozent dieser Stunden wurden durch einen Lehrer aufgefangen. Fast 40 Prozent des Lochs wurden mit der Zusammenlegung von Klassen und Gruppen sowie den Wegfall von Förderunterricht gestopft. Die restlichen 40 Prozent werden gefüllt durch Referendare, Ausfall von Arbeitsgemeinschaften und durch den Einsatz von älteren Schülern. Letzteres sei aber sehr selten, betonte Gorholt.

Fuchs betonte, der Einsatz von älteren Schülern könne im Notfall richtig sein. Die Notlage sei jedoch erst durch die knappe Lehrerzahl entstanden. Dies werde sich auch durch den Schülerrückgang nicht ändern. Zum einen hätten die Schüler heute nichts davon, wenn sie auf bessere Zeiten in einigen Jahren vertröstet würden. Zum anderen würden mit dem entstehenden geringen Lehrerüberhang vor allem kleine Schulstandorte in der Fläche am Leben erhalten. Der Landeselternrat kritisierte die Zahlen des Ministeriums als wenig aussagekräftig. Ebenso wie die GEW forderte Elternsprecher Andreas Teppich eine fach- und qualitätsgerechte Vertretung in Ausfallstunden.

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