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Geisler

© Thilo Rückeis

Super-Abiturient: Immer der Beste

Deutschlands Super-Abiturient studiert bald in Potsdam. Auf seinem Zeugnis stehen 840 von 840 Punkten.

Neuruppin - Ein Überflieger? Das wird sich zeigen. Ein ganz besonderer Student aber wird Felix Geisler allemal sein. Die Universität Potsdam wird Deutschlands besten Abiturienten im Oktober in ihren Hörsälen begrüßen können. Von 840 möglichen Punkten hat Felix Geisler 840 in seinem Abschlusszeugnis des Schinkel-Gymnasiums in Neuruppin stehen – besser geht es nicht. Am Institut für Physik ist dem 20-Jährigen ein Studienplatz für den Bereich Astro- und Gravitationsphysik bereits sicher. In Potsdam möchte er wegen der Nähe zu Berlin und seiner Heimatstadt Neuruppin studieren, außerdem hat das Institut einen guten Ruf. Felix möchte dort auch langfristig in der Forschung arbeiten.

Astrophysik? Klingt nicht gerade nach einem Schmalspurstudium. Aber Felix sagt: „Wenn ich kniffelige Aufgaben lösen kann, gibt mir das immer ein unglaubliches Glücksgefühl.“ Sein unübertreffliches Abi kommentiert er dagegen vergleichsweise nüchtern – „hat mich schon ziemlich gefreut“.

Ganz überraschend kam es ja nicht. Gute Noten sind für den Jungen mit den kurzen blonden Haaren schon lange Gewohnheit. Seit der Grundschule hat er in seinen Zeugnissen so gut wie überall Einsen gehabt. Auch in der Oberstufe am Schinkel-Gymnasium gab es regelmäßig Bestnoten. Egal ob in den Naturwissenschaften, in Deutsch, Englisch oder Wirtschaft – seine Klausuren bewerteten die Lehrer stets mit 15 Punkten. Die Abi-Klausur zu schreiben, hat Felix sogar Spaß gemacht.

Nur der Sportunterricht hat ihm einige Probleme bereitet: „Mit Schwimmen haben sie mich schon ab dem Kindergarten gequält, da hatte ich auch Vierer“, sagt er und grinst. Die konnte er allerdings für die Abi-Note streichen. Und regelrecht unsportlich ist er auch nicht. Groß und schlank gewachsen, hält er sich mit täglichem Radfahren fit. Seine Freizeit verbringt er ganz normal mit Freunden in Cafés oder im Kino – aber eben häufig auch mit Büchern und Knobelaufgaben zu Hause.

Zahlen, Formeln und physikalische Phänomene sind Felix’ Leidenschaft. Beim Radiohören denkt er an Elektrodynamik, die Schallwellen und den Luftdruck. Er kann von Albert Einstein schwärmen, der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik. Von klein auf schon wollte er hinter die Dinge blicken, Zusammenhänge verstehen und seinen Wissensdurst stillen. Was er in der Schule lernte, reichte ihm bald nicht mehr aus. In der achten Klasse bot seine Mathematik-Lehrerin eine Arbeitsgruppe an. Dort beschäftigte sich Felix fortan mit Differentialgleichungen und geometrischen Problemen. Damals entfachte sich Felix’ Liebe zur Mathematik, später kam das Interesse an Physik dazu. „Anfangs war es meine Lehrerin, die mir geholfen hat, wenn ich nicht weiterkam – am Ende war es andersrum und ich habe ihr die Sachen erklärt“, erzählt Felix, und dabei ist auch Stolz in seiner Stimme zu hören.

Denn es gab ja auch andere Erfahrungen. Wer in der Schule Spaß am Lernen zeigt und mehr über Physik spricht als über Klamotten oder Fußball, hat bei den Mitschülern einen schweren Stand: In der Grundschule haben sie Felix einen Streber genannt. „Das war schon hart“, sagt er betreten. Das hat ihn wirklich verletzt.

Besser wurde es erst wieder am Gymnasium: „Meine Mitschüler waren interessiert, ich habe ihnen Nachhilfe gegeben und schon mal Vertretungsstunden gehalten, wenn ein Lehrer früher gehen musste.“ Dennoch stand er mit seiner Leidenschaft am Lernen in der Schule stets alleine da. Wirklich Gleichgesinnte traf er anderswo: bei naturwissenschaftlichen Wettbewerben. Und egal, ob auf Kreis-, Landes oder Bundesebene: Bei den Mathe- und Physik-Olympiaden belegte Felix immer einen vorderen Platz.

Aber was ist es nun, was ihn an der Physik so fasziniert? Felix paraphrasiert Goethes Faust: „Physik hilft mir zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält.“ Da hofft er, dass ihm in Potsdam die Gravitationsphysik noch einiges zu erklären hat. Die Astrophysik wiederum wird ihm zudem erkennen helfen, was die Welt denn im Äußersten zusammenhält.

Und am Ende steht dann eine Dissertation summa cum laude? Felix lacht. Keine Ahnung. „Das Studium wird sicher schwieriger als die Schule, aber Angst habe ich nicht davor. Physik macht mir so viel Spaß, da kann das Lernen nicht schlimm werden.“ Jetzt sucht er erst mal eine Wohnung in Potsdam.

Katja Görg

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