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Brandenburg: Tauchboot im Tagebauloch

55-jähriger Tüftler aus Potsdam feiert mit „Nemo“ im Helenesee eine Premiere

Frankfurt (Oder) - Zum Glück lag der Schraubenzieher im ersten Brandenburger U-Boot griffbereit. So legte sich kurz vor der Jungfernfahrt des Zwei-Personen-Gefährts auf dem Helenesee bei Frankfurt (Oder) am Samstagnachmittag recht schnell die leichte Unruhe. Denn Konstrukteur Reinhard Küster schwang sich nach der Taufe seines Bootes auf den Namen „Nemo“ zwar gekonnt durch die Luke ins Innere. Aber der Tauchgang vor etwa 2000 Schaulustigen des traditionellen Taucherfestes wollte nicht klappen. „Nemo“ schwamm auf der Oberfläche, bis Küster mit dem besagten Werkzeug noch einmal aus dem Schiffsrumpf kletterte. Die Ventile der Wassertanks waren vereist. Er musste sie frei klopfen.

Mit leichter Verzögerung gelang dann doch die Premiere. Bis in eine Tiefe von 15 Metern tauchte Reinhard Küster zusammen mit seinem Sohn Mirko. Unter den Klängen des Beatles-Klassikers „Yellow submarine“ und dem Beifall der vielen Zuschauer kam „Nemo“ nach einigen Minuten wieder an die Oberfläche. „Wunderbar“, sagte der 55-Jährige nach seiner Exkursion durchs Wasser des vor vielen Jahren gefluteten Braunkohletagebaus.

Nun will er mit seinem etwas seltsam anmutenden Unterwassergefährt noch mehr Brandenburger Gewässer erkunden. Seine Konstruktion scheint auf den ersten Blick der Fantasie eines frühen Science-Fiction-Autors entsprungen zu sein. Der große Druckbehälter besitzt vorn ein großes Bullauge. Die beiden Fahrer klettern über zwei Deckel ins Innere, die eher an Verschlüsse von Milchtankwagen erinnern. Der hintere Mann bedient den elektrischen Antrieb, die Seiten- und Höhenruder und die Scheinwerfer. Der vordere Mitfahrer kann sich voll auf die Unterwasserwelt konzentrieren.

Dennoch überwog unter den Premierengästen am Helenesee neben großer Anerkennung die Skepsis. „In den letzten drei Jahren habe ich täglich zwischen vier und sieben Stunden getüftelt“, versicherte der Konstrukteur. „Da ist alles sicher.“ Immer wieder nannte er die technischen Daten seiner Erfindung: 3,40 Meter lang, 1,75 Meter breit, 30 Meter maximale Tauchtiefe, 1495 Kilo schwer. Die ganze Konstruktion entstand auf dem heimischen Grundstück in Potsdam. Dort testete Reinhard Küster die Tauglichkeit von „Nemo“ bereits im Swimmingpool. Vorher hatte der Schlosser und Schweißer seine Gerüstfirma und Tauchschule an seine Söhne verkauft. Die ersten Versuche mit einem U-Boot gelangen in der Badewanne mit einem kleinen Modell.

Ausschlaggebend für das erste Brandenburger U-Boot war eine Geschichte vom Stechlinsee in der Nähe von Rheinsberg. Taucher hatten von einem Flugzeug auf dem Seegrund erzählt. Doch gesehen hätte es noch niemand. Das Wasser sei an der beschriebenen Stelle einfach zu kalt. Deshalb müsse ein U-Boot her. Reinhard Küster machte sich also ans Werk.

Nach dem Test im Helenesee will der U-Boot-Konstrukteur nun mutige Menschen als Gast mitnehmen. Und sollten einmal technische Probleme auftauchen, hat er sich schon die passende Antwort zurechtgelegt: „Dann baue ich das Ding eben zum Hubschrauber um.“

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