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Brandenburg: Tempolimit wegen Autobahnstaus

Auf der A 12 nach Frankfurt (Oder) gilt jetzt eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Kilometern pro Stunde

Frankfurt (Oder) - Für hunderte Autofahrer wurde der Ausflug zur billigen Zapfsäule und den preisgünstigen Märkten auf dem polnischen Oderufer in letzter Zeit zu einer teuren Angelegenheit. Sie überschritten das neue Tempolimit von 80 Kilometern pro Stunde teilweise erheblich, das jetzt auf dem letzten Abschnitt der Autobahn Berlin–Frankfurt (Oder) gilt. Innerhalb von zwei Tagen blitzte die Polizei jüngst auf dem Abschnitt zwischen der Raststätte „Biegener Hellen“ und der Ausfahrt Frankfurt (Oder) 450 Autos. Das waren zehn Prozent aller Fahrzeuge an dieser Kontrollstelle.

Die schnellsten Fahrer rasten nach Polizeiangaben mit Tempo 160 in die Falle, die meisten anderen hatten aber auch mindestens 20 Kilometer pro Stunde zu viel auf dem Tacho. Für ihre Blitzgeräte nutzten die Polizisten dabei eine Tarnung, die es sonst auf keiner anderen Autobahn gibt: die schier endlose Schlange wartender Lastwagen vor der Grenze zu Polen. Auf 15 oder sogar noch mehr Kilometern stauen sich die Lkw mit polnischen, ukrainischen, weißrussischen, baltischen, russischen und vereinzelt auch deutschen Kennzeichen.

Mit dem drastischen Tempolimit auf der 58 Kilometer langen Autobahn vom Berliner Ring in Richtung Osten reagiert die Polizei auf die zahlreichen schweren Unfälle: Immer wieder rasen Lkw- und Pkw-Fahrer ungebremst in die oft nur schwach beleuchteten Fahrzeuge am Stauende. Manchmal scheren Lkw auch unvermittelt aus der Schlange aus und zwingen die auf der linken Spur fahrenden Pkw zur Vollbremsung. Oft werden auch Ausfahrten vorsätzlich oder fahrlässig blockiert. Zwischen Januar und Juni registrierte die Polizei 17 so genannte Stauunfälle; zwei Menschen starben. Mit dem gedrosselten Tempo soll der Verkehr nun übersichtlicher und sicherer werden.

Ursprünglich sollte es die Lastwagenstaus an der Grenzabfertigung nach der EU-Osterweiterung im Mai 2004 gar nicht mehr geben. Doch hat zwar der Zoll seine Posten geräumt, aber die Kontrolle der Personalausweise der Lkw-Fahrer beansprucht weiterhin viel Zeit.

Dauerhafte Entspannung könnte nur ein Ausbau der Autobahn bringen, wie ihn mehrere Unternehmerverbände fordern. Prognosen sagen schließlich eine Zunahme des Verkehrs von und nach Osteuropa bis 2020 um 30 bis 40 Prozent voraus. Derzeit aber verweist das Brandenburger Infrastrukturministerium auf Zahlen, die eine Erweiterung der Autobahn nicht rechtfertigen: Rund 32 000 Fahrzeuge passieren demnach im Tagesdurchschnitt die Messstelle bei Fürstenwalde. Doch erst bei 60 000 wird nach bundesweiten Regelungen ein Bedarf für eine Erweiterung auf mindestens drei Spuren pro Richtung gesehen.

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