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Thermalbäder in Brandenburg: Bäder zwischen Lust und Frust

20 Spaß- und Thermalbäder gibt es im Umland. Jetzt kommen noch zwei hinzu – obwohl einige schon unter Besuchermangel leiden.

BURG – Das kühle Wetter lässt die Betreiber und Eigentümer der 20 Thermal- und Spaßbäder in Brandenburg frohlocken. Denn derzeit zieht es viel mehr Besucher als sonst zum Aufwärmen in die Saunen, warmen Becken oder Massageräume. Dennoch ruht selbst in diesen trüben Tagen der große Wettbewerb unter den Wellnessanlagen nicht, das beweisen die zahlreichen Sonderaktionen mit Preisnachlässen oder verlängerten Öffnungszeiten. Doch der Kampf um die Kunden dürfte sich in nächster Zeit noch erheblich verschärfen, zumal es keine Förderung mit Landesmitteln mehr gibt.

Das betrifft vor allem das südwestliche Berliner Umland. Bislang dominiert hier die FKK-Sauna-Therme in Ludwigsfelde mit jährlich 600 000 Besuchern. Kein anderes märkisches Bad ist – gerade wegen des textilfreien Bereichs – derart beliebt. Gerade mal 140 000 Tickets wurden im Vorjahr in der Steintherme Bad Belzig abgesetzt, obwohl hier nach einer millionenschweren Sanierung alles besser werden sollte. Auf die hohen Verluste, die unbestätigten Angaben zufolge bei mehr als 300 000 Euro liegen sollen, reagierte das Stadtparlament vor wenigen Tagen mit einem fast schon gewohnten Ritual: „Der Geschäftsführer wird von seinen Aufgaben entbunden“, lautete der Beschluss. Damit saßen seit der Thermeneröffnung im Jahre 2002 nun schon fünf Männer auf dem Chefposten. Der vorerst letzte hatte sein Amt erst im März 2010 angetreten, aber die Angestellten nicht „ausreichend motivieren können“, wie es vom Aufsichtsrat hieß.

Landrat Wolfgang Blasig zeigte sich über den Rauswurf irritiert. Die ständige Entlassung von Geschäftsführern sei kein Allheilmittel. „Es zeigt, dass die Nerven blank liegen“, sagte der Landrat. Vorerst führt Kurort-Koordinator Christian Kirchner, der einst Bad Saarow auf den Erfolgskurs gebracht hatte, die Geschäfte.

Doch die Konkurrenz für Bad Belzig und Ludwigsfelde wächst. Potsdam will nach dem finanziellen Scheitern des einst so hoch gelobten Projektes eines Oscar-Niemeyer-Bades auf dem Brauhausberg nun für 20 Millionen Euro im Buga-Park ein Freizeitbad mit Saunen und einer 50-Meter-Schwimmbahn bauen. Am Rande der Havelstadt Werder sollen sich schon in wenigen Wochen die Kräne für ein großes Thermalbad drehen, das in Anlehnung an das alljährliche Baumblütenfest den Namen „Blütentherme“ tragen wird. Bis zum Herbst nächsten Jahres entstehen in den Havelauen mehrere Solebecken, ein Sportbecken mit einer 25-Meter-Bahn für den Schulsport, zwei 100 Meter lange Schlängelrutschen und zehn Saunen. Etwas später soll ein Wellenbecken hinzukommen.

Als Bauherren für das 22 Millionen Euro teure Projekt wählten die Stadtverordneten einen guten Bekannten aus: Die Kristall AG aus Bayern, die schon die FKK-Therme in Ludwigsfelde und die Kristalltherme in Bad Wilsnack in der Prignitz betreibt. „Wir werden in Werder bauen, was uns in Ludwigsfelde verwehrt wurde“, hieß es vom Aufsichtsrat mit einem Seitenhieb auf die Automobilstadt. Dazu gehöre ein Viersternehotel mit 120 Betten neben der Therme. Das soll den rentablen Betrieb des Bades sichern, für den jährlich 350 000 Besucher notwendig sind. So viele kommen auch nach Bad Wilsnack, wo es keine vergleichbare Anlage gibt.

Kritik am Bau der Therme in Werder gibt es kaum; die Entscheidung fiel in der Stadtverordnetenversammlung mit großer Mehrheit. Nur einige linke Abgeordnete äußerten sich skeptisch. Die Stadtverordnete Renate Vehlow warnte davor, angesichts vieler sozialer Probleme „alle Reserven zu verpulvern“. Der Landtagsabgeordnete der Linken, Andreas Bernig, fürchtet, das geplante Freizeitbad in Werder könne zum Millionengrab werden. Die Blütentherme in Werder und das Potsdamer Bad werden in städtischer Regie gebaut, Landesmittel gibt es dafür nicht.

Auch im Spreewald, nach wie vor Brandenburgs erfolgreichste Touristenregion, führt der Wettbewerb zu immer neuen Ideen. So erregte das Spreewelten-Bad in Lübbenau, das früher zur Kristall-Bäder- Gruppe gehörte, Aufmerksamkeit durch ein Becken mit Pinguinen. Nun plant die städtische Wohnungsbaugesellschaft als neuer Eigentümer den Umbau einer Spreewaldscheune zum Sauna-Ruheraum mit Imbiss. Die im Nachbarort Burg gelegene Spreewaldtherme erhält bis zum Sommer 2012 das längst geplante Hotel mit 83 Doppelzimmern. „Clou der neuen Anlage ist ein Bademantelgang, der Therme und Hotel miteinander verbindet“, sagt Badchef Stefan Kannewischer. „In meiner Schweizer Heimat verfügen mehr als die Hälfte der Thermen über ein Hotel. In Deutschland liegt diese Quote bei 15 Prozent.“ Claus-Dieter Steyer

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