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Brandenburg: „Tiefflüge sind nicht mehr erforderlich“

Sicherheitspolitischer Sprecher der Grünen: Die Bundeswehr braucht das Bombodrom nicht

Die Luftwaffe begründet die Notwendigkeit des Bombodroms damit, dass sie nirgends sonst in Deutschland so fliegen kann,wie es tatsächlichen Kampfeinsätzen entspricht.

Das ist richtig, diese „taktischen Einsatzverfahren“ wurden bisher in den USA und auf anderen ausländischen Plätzen geübt. Das jetzt in Wittstock zu machen heißt, dass man Teil des FlugAufkommens aus dem Ausland ins Inland verlagern will. Man muss darüber hinaus den Verdacht haben, dass auch Flüge von Siegenburg und Nordhorn nach Wittstock verlagert werden, es also keine „gerechte“ Lastenverteilung geben wird, sondern eine Konzentration in Wittstock.

Sie halten die Inbetriebnahme des Bombodroms gleichwohl für überflüssig?

Der Platz in Wittstock ist selbstverständlich für die Bundeswehr besonders attraktiv, für ihre Einsatzbereitschaft aber keineswegs zwingend erforderlich. Das Übungsaufkommen ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen und wird in Zukunft wegen der Reduzierung der Jagdbombergeschwader weiter zurückgehen. Außerdem wird sich das Übungsprofil künftig erheblich verändern, denn bisher ist die Luftwaffe, abgesehen von den zur Bekämpfung der Luftabwehr vorgesehenen ECR-Tornados, überhaupt nicht für Kriseneinsätze ausgestattet. Das wird auch in internen Dokumenten der Bundeswehr ständig betont.

Das für das Bombodrom vorgesehene Einsatzszenario ist also überhaupt nicht realistisch?

Für Kriseneinsätze benötigt die Luftwaffe Präzisions- und Abstandswaffen, wie sie der Truppe in den kommenden Jahren zugeführt werden. Für gelenkte Bomben und Abstandswaffen mit bis zu 350 Kilometern Reichweite sind keine Tiefflüge über das Ziel mehr erforderlich. Dafür ist eine völlig andere Ausbildung notwendig. Das ist ein Aspekt, den ich der Bundesregierung seit Jahren vorhalte, und seit Jahren kommen keine triftigen Argumente dagegen.

Also kein Bedarf für einen weiteren Luft-Boden-Schießplatz in Deutschland?

Der Bedarf an solchen Plätzen wird immer mehr zurückgehen. Abzuwägen sind die wahrscheinlichen Folgen für die Umgebung. Ich kenne die Gegend gerade auch nördlich der Einflugschneise. Die Vorstellung des Verteidigungsministeriums, der Übungsbetrieb würde dem Tourismus nicht entgegenstehen, ist wirklich abstrakt und offensichtlich von Unkenntnis der konkreten Situation geprägt. In der strukturschwachen Region besteht die einzige Entwicklungschance in der Weiterentwicklung des Tourismus. Im südlichen Mecklenburg-Vorpommern hat sich das ja schon sehr gut angelassen.

Das Gespräch führte Rainer W. During.

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