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Tod auf Bolzplatz: Freispruch für Amtsdirektor

Er hatte dieses Urteil erwartet, trotzdem war dem 56-Jährigen die Erleichterung anzusehen: Das Amtsgericht Eisenhüttenstadt sprach am gestrigen Montag den früheren Direktor des Amtes Schlaubetal, Detlef M., vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung frei.

Von Sandra Dassler

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) hatte ihm zur Last gelegt, durch „pflichtwidriges Unterlassen von Aufsichts- und Kontrollpflichten“ den Tod des 13-jährigen Tom A. aus Pohlitz bei Eisenhüttenstadt verursacht zu haben. Wie berichtet, war der Junge am 12. April 2008 auf dem Bolzplatz durch ein umfallendes Fußballtor tödlich verletzt worden. Verantwortlich für den Platz war das Amt Schlaubetal, dessen oberster Vertreter Detlef M. bis 2009 war.

Allerdings hatte sich bereits am ersten der beiden Prozesstage herausgestellt, dass der Angeklagte die Kontrolle aller Spiel- und Bolzplätze in den zum Amt gehörenden Dörfern einschließlich der Tore dem Leiter seines Bauamtes, Peter S., übertragen hatte. Laut Stellenbeschreibung vom Mai 1999 gehörte dazu auch die Beseitigung von Sicherheitsmängeln. Peter S., so der Richter, habe eigenverantwortlich und jahrelang zuverlässig gearbeitet. Auch sei er – und nicht der Amtsleiter – durch den Sachverständigen vom TÜV Rheinland einmal im Jahr über den Zustand des Platzes informiert worden.

Wegen der offensichtlichen Nicht-Zuständigkeit des Amtsdirektors hatte sogar die Staatsanwältin einen Freispruch beantragt. Sie kündigte allerdings an, die Ermittlungen gegen den Leiter des Bauamtes wieder aufzunehmen. Dieser hatte bei der Verhandlung die Aussage verweigert, um sich nicht selbst zu belasten.

Dass Peter S. angeklagt oder gar verurteilt wird, ist allerdings nach dem Urteil mehr als fraglich. Der Richter hatte den Freispruch nicht nur mit den Zuständigkeitsbereichen innerhalb des Amtes begründet. Er sah außerdem auch keine Pflichtverletzung der Behörden und war der Ansicht, dass es trotz aller Mängel bis zum Bekanntwerden des Unglücks durchaus „vertretbar war, die Tore und den Bolzplatz zu nutzen“. Mehr noch: Der Tod des Jungen hätte auch nicht durch eine vom TÜV empfohlene monatliche Kontrolle der Tore, ja, nicht einmal durch eine tägliche Kontrolle verhindert werden können. Schließlich seien die beiden schweren Tore seit mehr als 20 Jahren von Kindern und Jugendlichen immer wieder umgestellt worden, wobei immer wieder die der Sicherung dienenden Erdanker entfernt worden seien. „Es gab einfach kein Problembewusstsein im Dorf“, meinte auch der Anwalt des Amtsdirektors. Als man nach dem Unglück nicht nur in Pohlitz, sondern auch in anderen Dörfern die Tore einbetonierte, habe es wütende Proteste gegeben. „Hier hat ein ganzes Dorf zugeschaut“, sagte die Anwältin der als Nebenklägerin auftretenden Mutter des getöteten Jungen.

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