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Brandenburg: Toter bei Explosion in Munitionsentsorgungsfabrik

In der Pinnower Firma Nammo Buck starb ein Mensch. Ein zweiter erlitt einen Schock. Die Polizei geht bisher von einem Unfall aus

Von

Von Thorsten Metzner

und Sandra Dassler

Pinnow. Bei der Explosion auf dem Gelände einer Munitionsentsorgungsfirma in Pinnow ist am Donnerstagabend ein Mitarbeiter ums Leben gekommen. Ein weiterer erlitt einen Schock und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Nach Polizeiangaben ereignete sich die Detonation um 17.40 Uhr neben einer Werkhalle. Die Ursache war zunächst unklar. Die Polizei sperrte das Areal weiträumig ab. Feuerwehr und Notärzte waren im Einsatz. Die Präsidentin des zuständigen Polizeipräsidiums Frankfurt (Oder) fuhr nach Pinnow, um sich ein Bild von dem Unglück zu machen.

Augenzeugen berichteten, es habe einen riesigen Knall gegeben, der weit im Umkreis zu hören war. Der Unglücksort war auch kurz vor Mitternacht noch hell erleuchtet. Die Feuerwehr hatte große Scheinwerfer aufgestellt. Techniker des Landeskriminalamts (LKA) untersuchten die um den Unglücksort weit verstreuten Trümmerreste. Die Leiche war auch Stunden nach dem Unglück noch nicht geborgen, da man weitere Explosionen fürchtete.

Erst am späten Abend gab es teilweise Entwarnung. Der Sprecher der betroffenen Firma Nammo Buck GmbH, Franz-Lorenz Lill, sagte dem Tagesspiegel, es bestehe keine Gefahr für die Umgebung, da Folge-Explosionen nun ausgeschlossen werden könnten. Es müsse auch nicht mit weiteren Opfern gerechnet werden. Nach Lills Angaben hat sich das Unglück ereignet, als ein Mitarbeiter der Firma bestimmte Munitionsteile, die mechanisch nicht weiter demontiert werden können, auf eine gezielte Sprengung vorbereitete. Dazu werden die Teile in eine Sprengkammer gebracht und nach dem Absaugen der Luft kontrolliert gesprengt. Bei dem 51-jährigen Opfer handelte es sich nach Angaben des Firmensprechers um einen langjährigen und sehr erfahrenen Mitarbeiter der Firma. Er soll sofort tot gewesen sein. Der Mann ist verheiratet und Vater zweier Kinder.

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) reagierte am gestrigen Abend bestürzt. Erst kürzlich hatten Vertreter der Firma den Ministerpräsidenten auf einer Reise nach Russland begleitet. Sie hofften dort auf Aufträge für die Entsorgung russischer Granaten und alter Wehrmachtsmunition, die bis heute in Kaliningrad lagert.

Auf dem Areal der Pinnower Firma war in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine Munitionsfabrik gebaut worden. Zu DDR-Zeiten dienten die Gebäude als Raketeninstandsetzungswerk der NVA. Nach der Wende hatte ein aus Schwaben stammendes Unternehmen das Gelände von der Treuhand gekauft und eine Munitionsentsorgungsanlage betrieben. Dort wurden beispielsweise Raketen der NVA entsorgt. Ende der 90er Jahren ging die Firma pleite und wurde von einem neuen Investor übernommen. Deren Geschäftsführer Eduard Herbst äußerte sich gestern Abend betroffen. Dem Tagesspiegel sagte er, es gebe bisher keinerlei Erklärung für das Unglück. Bei diesen speziellen Sprengungen habe es in den vergangenen Jahren nie ein Unglück gegeben. Polizeipräsidentin Wilfriede Schreiber geht bisher von einem Unfall aus. Es gebe keinerlei Hinweise, die Ermittlungen in eine andere Richtung erforderten, sagte sie. Die Untersuchungen würden fortgesetzt.

Erst am 12. November 2002 waren bei einem schweren Explosionsunglück in einer Lübbener Munitionsentsorgungsfabrik vier Arbeiter im Alter von 26 bis 59 Jahren ums Leben gekommen.

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