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Brandenburg: Über kurz oder lang

Der BVG-Chef denkt über eine grundlegende Tarifänderung nach: Weite Fahrten könnten teurer werden

Von Sandra Dassler

„Ein-Euro-Ticket für die Innenstadt – das hört sich ja erstmal nicht schlecht an“, sagt Gabriele Mittag, die Sprecherin des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB): „Aber wenn dafür 200 000 Pendler, die täglich meist aus beruflichen Gründen von Brandenburg nach Berlin fahren, mehr bezahlen müssen, wäre das schon problematisch.“

Nicht nur im VBB werden die Ideen, die der neue BVG-Chef Andreas Sturmowski zu Wochenbeginn auf einer Veranstaltung im Verein Berliner Kaufleute und Industrieller entwickelte, zurückhaltend kommentiert. Der 51-Jährige hatte unter anderem über günstigere Tickets für den Innenstadt-Tarifbereich A und einen neuen Einzelfahrschein für kurze Strecken sinniert und gesagt, er könne es verstehen, wenn in der Politik Forderungen nach einem Ein-Euro-Ticket laut würden.

Dafür sollten „Weitstreckenkunden“ künftig mehr bezahlen. Sturmowski will den Tarifbereich C, der dem Berliner Umland entspricht, möglicherweise neu definieren oder eine weitere Zone D einrichten, weil er meint: „Lange Strecken sind zu billig“, nirgendwo in Deutschland könne man für so wenig Geld so weit fahren wie in Berlin. Exemplarisch nannte er eine Fahrt von Köpenick nach Potsdam für 2,60 Euro.

Und auch innerhalb der Stadtgrenzen – also im Bereich AB – könnten Tarife verändert werden. BVG-Sprecherin Petra Reetz sagt: „Eine Busfahrt aus der Innenstadt nach Tegel kostet 2,10 Euro. Mit dem Taxi zahle ich da 25 bis 30 Euro. Für das eigene Auto fallen am Flughafen enorme Parkgebühren an. Da ist doch ein Busticket für beispielsweise drei Euro durchaus zumutbar.“ Die zusätzlichen 90 Cent pro Ticket könnten dann – so Reetz – anderen BVG-Kunden zugute kommen. Bislang seien jedes Jahr nahezu alle BVG-Tarife erhöht worden. Jetzt gebe es Überlegungen, Stammkunden sozusagen für ihre Treue zu belohnen, indem ihre Tarife nicht teurer würden. Petra Reetz meint damit vor allem Inhaber von Monats- oder Jahreskarten. Allerdings handele es sich nur um erste Überlegungen; eine Abstimmung mit der S-Bahn und anderen Unternehmen im Verkehrsverbund stünden noch aus.

Auch aus der Verkehrsverwaltung hieß es gestern, es lägen bislang keinerlei entsprechende Anträge der BVG vor. Beim Berliner Fahrgastverband betrachtet man die Vorschläge von Andreas Sturmowski sehr skeptisch. Sprecher Matthias Horth sagt: „Eine Erhöhung des Tarifs AB zugunsten der Kurzstrecke würde viel mehr Leute be- als entlasten. Wir befürchten, dass sich die so genannten Tarifreformen am Ende doch wieder als eine verkappte Preissteigerung herausstellen werden.“

Beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg weist man vor allem darauf hin, dass jegliche Tarifänderungen mit den anderen Unternehmen des Verbunds abgesprochen werden müssen. „Die BVG ist nur eines von 43 Mitgliedern im Verbund“, sagt VBB-Sprecherin Gabriele Mittag: „Dazu gehören nicht nur die S-Bahn, sondern auch viele brandenburgische Verkehrsbetriebe.Wir müssen natürlich darauf achten, dass die unterschiedlichen Interessen des Flächenlands Brandenburg und der Großstadt Berlin ausreichend berücksichtigt werden.“

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