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Brandenburg: „Unfassbarer Rückschlag für die Stadt“ Heer streicht 930 Jobs

in Brandenburg/Havel

Was bedeutet die Schließung der BundeswehrGarnison mit 930 militärischen und zivilen Jobs für die Stadt Brandenburg?

Es ist ein unfassbarer Rückschlag. Wir haben mit einer Reduzierung des Personals der Bundeswehr gerechnet, nicht aber mit dem Aus. Die Roland-Kaserne, in die bereits Millionen geflossen sind, wird gerade weiter saniert. Es trifft eine Stadt, die schon jetzt an den Folgen eines radikalen Strukturwandels leidet.

Welche konkreten Auswirkungen drohen?

Das lässt sich noch gar nicht absehen. Die Arbeitslosigkeit liegt in Brandenburg an der Havel schon jetzt bei 20 Prozent. Die Bundeswehr ist mit 930 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber. Zum Vergleich: Das ZF Getriebewerk hat 1200 Beschäftigte, das Riva-Stahlwerk 800, das Heidelberger Druckmaschinenwerk 700.

Als Sie vor gut einem Jahr zur Oberbürgermeisterin gewählt wurden, steckte die Stadt nach jahrelanger Rathaus-Misswirtschaft im Stimmungstief. Droht jetzt ein Rückfall in frühere Lethargie?

Ich hoffe nicht. Aber die Auswirkungen auf die Stimmung machen mir schon Angst. Die Stadt ist gerade dabei, sich endlich aufzurappeln. Es ist so etwas wie eine zaghafte Aufbruchstimmung entstanden, neuer Mut und neue Hoffnung sind gewachsen. Und jetzt diese deprimierende Nachricht. Die Menschen hier sind sehr direkt. Es wird sich das Gefühl breit machen: Wie soll es hier aufwärts gehen, wenn selbst die Bundeswehr die Stadt Brandenburg aufgibt. Es wird sehr schwer sein, dies wettzumachen.

Was erwarten Sie von der Landesregierung?

Die Landesregierung steht in der Pflicht. Es kann nicht sein, dass die Stadt Brandenburg mit den Folgen einer solchen Entscheidung allein gelassen wird und womöglich noch auf den frei werdenden Liegenschaften sitzen bleibt. Ich fordere Unterstützung über Konversionsprogramme von Land und Bund. Und ich hoffe, dass der Rückzug der Bundeswehr wenigstens bis zum Jahr 2010 gestreckt wird.

Die Fragen stellte Thorsten Metzner

Dietlind Tiemann (CDU) ist seit Mitte Dezember 2003 Oberbürgermeisterin von Brandenburg/Havel. Mit der Bundeswehr verliert die Stadt einen der größten Arbeitgeber.

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