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Brandenburg: Unternehmen fürchten das Bombodrom Drei Viertel der Betriebe erwarten Umsatzrückgang im Tourismus

Bei einer Inbetriebnahme des umstrittenen Bombenabwurfplatzes bei Wittstock wären in den touristischen Unternehmen der Region mehr als 400 Arbeitsplätze akut gefährdet. Davon geht die Industrie und Handelkammer (IHK) Potsdam nach einer Umfrage unter 104 Hotels, Pensionen, Campingplatzbetreibern und anderen Betrieben aus.

Bei einer Inbetriebnahme des umstrittenen Bombenabwurfplatzes bei Wittstock wären in den touristischen Unternehmen der Region mehr als 400 Arbeitsplätze akut gefährdet. Davon geht die Industrie und Handelkammer (IHK) Potsdam nach einer Umfrage unter 104 Hotels, Pensionen, Campingplatzbetreibern und anderen Betrieben aus. „Wir müssen damit dem Verteidigungsminister widersprechen, der Auswirkungen des Übungsbetriebes auf den Tourismus nicht für möglich hält“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Egenter gestern bei der Vorstellung der Befragung. „Gerade in dem Gebiet zwischen Rheinsberg, Fürstenberg, Kyritz und Neuruppin ist der Tourismus ein noch entwicklungsfähiger Wirtschaftszweig. Durch das Bombodrom wird diese Chance vergeben.“

Befragt wurden zwischen Mitte und Ende August 104 Unternehmen im 50 Kilometer-Radius um den geplanten Truppenübungsplatz. 76 Prozent davon befürchten durch den Krach der Tiefflieger und der Bodentruppen einen Rückgang der Gästezahlen und des Umsatzes und damit den Abbau von Arbeitsplätzen. Die hohe Kreditbelastung für viele erst nach der Wende gegründeten Betriebe und die erwarteten drastischen Umsatzeinbrüche würden rasch zu Insolvenzen führen, erklärte der IHK-Chef. Schon die Testflüge im August hätten nach Angaben von Hoteliers viele Urlaubsgäste abgeschreckt.

Lediglich elf Prozent der Unternehmen erwarten eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage durch die von der Bundeswehr geplante Garnison mit rund 700 Soldaten. Diese Betriebe sind ausschließlich in der 12 000 Einwohner zählenden Stadt Wittstock ansässig. Sie erhoffen sich mehr Geschäfte durch abendliche Kneipenbesuche der Bundeswehrangehörigen und Übernachtung von Angehörigen und Freunden der Soldaten. Profitieren könnten auch Firmen, die zum Beispiel Schallschutz-Fenster einbauen.

Das Ergebnis der Befragung soll sowohl der Bundeswehr als auch Parteien und Bürgerinitiativen zur Verfügung gestellt werden. Die IHK selbst wolle nicht aktiv in den Streit um das Bombodrom eingreifen. „Wir sind keine Lobbyisten und zur politischen Neutralität verpflichtet“, erklärte Egenter. Die Verantwortung liege bei den Politikern.

Ursprünglich wollte die Bundeswehr den Platz am 18. August in Betrieb nehmen. Doch zuvor muss das Verwaltungsgericht Potsdam mehrere Klagen von Anrainern aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern entscheiden. Beschlüsse sind in diesem Jahr nicht mehr zu erwarten. Ste.

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