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Unwetter: Brandenburg meldet Land unter

Im Januar fiel doppelt so viel Regen wie üblich. Felder sind überschwemmt, die Pegel der Flüsse steigen. Die Elbe liegt bereits mehr als ein Meter über dem Normalstand.

Die Regenmassen der vergangenen Tage haben weite Teile Brandenburgs in eine bis dahin nicht vorhandene Seenplatte verwandelt. Auf Feldern, Wiesen und Wegen steht das Wasser oft knietief und kann nicht abfließen. Auch die Beelitzer Spargelfelder sind durchweicht, was die Bauern drei Monate vor der Ernte allerdings noch nicht in Unruhe versetzt. Größere Besorgnis herrscht dagegen entlang von Flüssen. Der Pegel der Elbe bei Wittenberge in der Prignitz steht bei 4,60 Meter und damit 1,10 Meter über dem Normalwert. Das bedeutet die erste von vier Alarmstufen. Die Experten rechnen mit einem weiteren Anstieg des Wassers. Die Stepenitz bei Wolfshagen bei Perleberg wird schon ständig überwacht; hier wurde Alarmstufe II ausgerufen. Hochwasser führen auch die Schwarze Elster bei Herzberg und die Pulsnitz bei Ortrand in Südbrandenburg. Die Oder liegt derzeit noch knapp unterhalb der kritischen Messwerte.

„Wir erleben genau die vorhergesagten Folgen des Klimawandels“, sagt Matthias Freude, Präsident des Landesumweltamtes. „Die Winter werden immer milder und regenreicher.“ Während wir uns im Sommer auf kurze, aber heftige Niederschläge einstellen müssen, werden im Winter eher lang andauernde Regenfronten typisch. Das bestätigt ein Blick in die Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes. In Kyritz und im Havelland liegen die gemessenen Niederschlagsmengen im Januar bereits bei 210 Prozent der langjährigen Durchschnittswerte. In Potsdam fielen seit Jahresanfang 77 Liter Regen pro Quadratmeter, normal wären 44 Liter.

Im Oderbruch laufen die Schöpfwerke schon seit mehreren Tagen auf Hochtouren, um das Wasser aus den Gräben rund um die Felder zu pumpen. Doch die Kapazitäten reichen für die Wassermassen nicht aus. In mehreren Dörfern stehen Dutzende Keller unter Wasser. Auch im Oderbruchzoo in Altreetz hat der Regen mehrere Gehege überschwemmt.

Derzeit gibt es landesweit wenig Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation. Die Böden sind bis in große Tiefen gesättigt, das trübe Wetter verhindert eine Verdunstung, und die Pflanzen ziehen in ihrer Winterruhe auch kein Wasser ab.

Das spüren auch die Spargelbauern rund um Beelitz. „Das Wasser kann nur sehr langsam abfließen, weil die Erdschicht unter dem einen Meter dicken Sandboden nichts mehr aufnehmen kann“, sagt Jürgen Jakobs, Vizechef des Spargelvereins. „Wir lassen uns aber noch nicht aus der Ruhe bringen. Es wird erst kritisch, wenn wir bis Mitte Februar nicht auf die Felder kommen.“ Alle Debatten über eine verspätete Ernte oder gar Preiserhöhungen kämen viel zu früh.

Auch andere Landwirte wollen noch keine Panik heraufbeschwören. Kein Traktor müsse zu dieser Jahreszeit aufs Feld, heißt es vom Landesbauernverband. Es überwiege sogar die Freude, dass jetzt die Grundwasserbestände endlich aufgefüllt würden. Problematisch wäre jetzt nur ein Frosteinbruch, der das Wintergetreide zerstören würde. Aber danach sieht es nicht aus. Die Meteorologen erwarten in den nächsten Tagen weitere Niederschläge.

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