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Brandenburg: Uran-Munition: MiGs starteten in Brandenburg

Kampfflugzeuge russischer Bauart vom Typ MiG 29, zu deren Bewaffnung Lenkflugkörper mit Uran-Kopf gehören, waren bis 1997 im brandenburgischen Preschen bei Cottbus stationiert. Dies bestätigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin gegenüber dem Tagesspiegel.

Kampfflugzeuge russischer Bauart vom Typ MiG 29, zu deren Bewaffnung Lenkflugkörper mit Uran-Kopf gehören, waren bis 1997 im brandenburgischen Preschen bei Cottbus stationiert. Dies bestätigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin gegenüber dem Tagesspiegel.

Der von Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) eingeräumte mögliche Abschuss von Lenkflugkörpern mit einem Aufschlagskopf aus abgereichertem Uran (Depleted Uran - DU) zu Testzwecken habe nach ersten Erkenntnissen - wenn überhaupt - dann wahrscheinlich nicht auf dem Territorium des Landes Brandenburg stattgefunden. Vielmehr seien "in der Tat" acht bis zehn umgerüstete Raketen ohne DU-Material und womöglich lediglich eine Waffe mit DU-Kopf über der Ostsee verschossen worden, so der Sprecher des Verteidigungsministeriums. Scharping hatte am Mittwoch mitgeteilt, es gebe Hinweise, dass die Bundeswehr in den neunziger Jahren abgereicherte Uran-Munition aus Beständen der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR und der Westgruppe der Roten Armee verschossen habe. Zugleich hatte Scharping eine sachlichere Debatte gefordert, da die Munition "nach dem Abschuss nahezu ungefährlich" sei.

Von den insgesamt nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Nachkriegsarmeen übernommenen 1500 Lenkflugkörpern mit Uran-Kopf seien 1000 Stück "delaboriert", sprich abgerüstet und fachgerecht entsorgt worden, erklärte der Ministeriumssprecher. Bei 500 dieser Lenkwaffen sei der DU-Kopf entfernt und durch einen Gefechtskopf ohne Uran-Anteile ersetzt worden. Internet-Recherchen zufolge handelt es sich bei den von Scharping genannten Lenkflugkörpern um die russische Luft-Boden-Rakete "Kh-35 Uran", die der US-Rakete "Harpoon" ähnlich ist und gegen Schiffe eingesetzt wird (Internet-Notiz: "Harpoon-like, anti-ship-missile"). Dieser Einsatzzweck deckt sich mit dem vom Ministeriumssprecher angedeuteten Abschuss über der Ostsee - eventuell mit einem Schiffswrack als Übungsziel. Abgereichertes Uran ist härter als Stahl und kann diesen leichter durchdringen als Projektile ohne SchwermetallKern.

Das Jagdgeschwader 3 (JG-3) der DDR-Luftstreitkräfte ist in den 80er Jahren mit den leistungsstarken Abfangjägern des russischen Herstellers Mikojan-Gurewitsch (MiG) ausgerüstet worden. Die Bundes-Luftwaffe übernahm nach der Wiedervereinigung die 24 Maschinen und stellte sie am 1. Juni 1993 offiziell in Dienst. Das Jagdgeschwader 73 der Bundes-Luftwaffe wurde 1997 in Laage bei Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) konzentriert, die Kampfjets dorthin verlegt. Am 18. September 1997 verlieh der damalige Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) der Einheit den Namen "Geschwader Steinhoff", benannt nach dem ehemaligen Ritterkreuz-Träger, Messerschmitt-262-Testpiloten und späteren Inspekteur der Luftwaffe, Johannes Steinhoff.

Die MiG 29 erreicht eine Geschwindigkeit von mehr als 2000 Kilometer pro Stunde (Mach 2.3) und hat nach Aussage des Ministeriumssprechers wegen ihres enormen Treibstoff-Verbrauchs und ihres Verwendungszwecks als Front-naher Jäger nur einen Einsatzradius von etwa 500 Kilometern. Ein Einsatz ausgehend vom brandenburgischen Preschen über die Ostsee sei aber dennoch möglich gewesen, zumal das damals für den Lenkflugkörper-Test eingesetzte Flugzeug vor seinem Einsatz auf dem Flugplatz in Laage aufgetankt worden sein könnte.

Nach derzeitigen Planungen solle die MiG 29 etwa um das Jahr 2005 ausgemustert und durch den Eurofighter ersetzt werden, sagte der Ministeriumssprecher.

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