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Brandenburg: Verbotene Feuerwerkskörper: Böller aus Polen in der Hose

Die Explosionen ließen von den beiden Telefonzellen in Frankfurt und Bad Freienwalde nicht mehr viel übrig. In den Wänden dahinter klafften große Löcher.

Die Explosionen ließen von den beiden Telefonzellen in Frankfurt und Bad Freienwalde nicht mehr viel übrig. In den Wänden dahinter klafften große Löcher. Die Kästen mit dem Hörer lagen verbeult auf dem Boden. Eine dicke Rußschicht bedeckte die Scheiben. Es schien schwer vorstellbar, daß diese Zerstörungen aus den vergangenen Tagen durch Silvesterknaller ausgelöst worden waren. Doch diese Böller stammten nicht aus Deutschland, sondern von Grenzmärkten jenseits der Oder.

Obwohl die Einfuhr dieser Artikel verboten ist, tauchen sie immer häufiger in Brandenburg und Berlin auf. Davon zeugen nicht nur vorzeitige Detonationen in mehreren Orten und Kontrollen an den deutsch-polnischen Grenzübergängen, sondern auch die reich gefüllte Asservatenkammer des Frankfurter Hauptzollamtes.

Die "Granaten", "Böller", "Handfeuerwaffen", "Bomben" und "Donnerschläge" werden in allen möglichen Verstecken nach Deutschland geschmuggelt: im Kofferraum, unter der Fußmatte, in Einkaufstaschen unter Zigaretten oder Käsestücken, unter dem Mantel oder Rock und in der Hose. Die vom Zoll oder Bundesgrenzschutz Ertappten erwartet nach Auskunft der Hauptzollämter in Frankfurt und Cottbus ein Steuerstrafverfahren mit erheblichen Geldbußen bis 10 000 Mark. In jedem Fall entscheide der Staatsanwalt über die Erhebung einer Klage. Bis Weihnachten stellte der Zoll allein an den beiden Übergängen in Frankfurt und Küstrin-Kietz rund 10 000 Feuerwerkskörper mit einem Gesamtgewicht von 110 Kilogramm sicher.

Im Vorjahr wurden die an den Grenzübergängen entdeckten Käufer verbotener Knaller nach Polen zurückgeschickt. Einige Händler nahmen die Böller tatsächlich zurück. Diesmal gilt selbst eine freiwillige Anmeldung der "heißen Ware" als Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz. Grundlage ist die fehlende Zulassung dieser pyrotechnischen Erzeugnisse durch das in Berlin ansässige Bundesamt für Materialforschung (BAM).

Die in Polen, Tschechien und anderen osteuropäischen Ländern sowie in China oder Taiwan hergestellten Böller enthalten nach Auskunft des BAM Substanzen, die durchaus mit Sprengstoff zu vergleichen seien. Kaliumperchlorat und Aluminium erhöhten die Reaktionsgeschwindigkeit und die Zerstörungskraft. Deutsche Hersteller von pyrotechnischen Erzeugnissen arbeiteten dagegen nur mit Schwarzpulver.

Wie ein Abstecher zu einem gleich hinter dem Frankfurter Grenzübergang Stadtbrücke in der Slubicer Hauptstraße gelegenen Feuerwerksgeschäft zeigte, tragen einige Angebote durchaus die Aufdrücke "BAM" und die Zusätze "PI" und "PII". Für den Laien sind solche Fälschungen kaum zu erkennen. Er könnte sogar den falschen Eindruck gewinnen, einen amtlich getesteten Knallkörper in den Händen zu halten. Dagegen sind Gebrauchsanweisungen nur in Englisch, Polnisch oder Chinesisch und obendrein kaum zu entziffern. Auffallend viele Jugendliche decken sich hier mit dem gefährlichen Knallzeug ein. Auf das Alter der Kunden achtet der Verkäufer nicht. Besonders beliebt scheint in diesem Jahr jenes Knallzeug zu sein, das durch täuschend echt imitierte Pistolen oder Revolver abgefeuert werden muss. Nicht nur in der Silvesternacht dürften die Käufer damit Angst und Schrecken verbreiten.

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