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Verkehr: Der Zug ist abgefahren

Bis 2012 soll es im Land Brandenburg keine neuen Regionalbahnen geben. Das Land sieht "keine finanziellen Möglichkeiten" für einen Ausbau.

Potsdam – Im Land Brandenburg wird es auf absehbare Zeit keinen Ausbau der Regionalbahnlinien geben. Bis auf wenige Ausnahmen sollen auch auf Strecken, auf denen die Waggons seit Jahren überfüllt sind, keine zusätzlichen Züge eingesetzt werden. Das geht aus dem Entwurf für den Nahverkehrsplan für die Jahre 2008 bis 2012 hervor, den Brandenburgs Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD) am Mittwoch dem Verkehrsausschuss des Landtages vorstellte. Danach sieht das Land bis 2012 „keine finanziellen Möglichkeiten“ für eine Ausweitung von Regionalverkehrsverbindungen. Dies hatte am Mittwoch die unabhängige Verkehrsexpertengruppe „Brandenburgnetz 2020“ gefordert, der Vertreter von Fahrgastverbänden, Bahngewerkschaft Transnet, Umweltverbänden und der SPD-Landtagsabgeordnete Jens Klocksin angehören.

Der Fahrgastverband IGEB kritisierte am Donnerstag die Verkehrsplanung des Landes als „völlig unzureichend und rückschrittlich“. Das Angebot gerade für Berufspendler aus den berlinferneren Regionen müsse verbessert und ausgebaut werden. Regionalbahnlinien dürften nicht mehr an der Berliner Stadtgrenze enden, sondern müssten ins Zentrum verlängert werden. „Die Planungen werden der Situation und dem Bedarf nicht gerecht“, sagte der IGEB-Vorsitzende Christfried Tschepe. Gerade der Regionalbahnverkehr habe eine besondere Bedeutung für die Entwicklung der Region Berlin-Brandenburg. Dass Brandenburg den Status quo bis 2012 nur verwalten wolle, sei nicht nachvollziehbar, kritisierte Tschepe, der auch Mitglied bei „Brandenburgnetz 2020“ ist.

Das Infrastrukturministerium spricht im Nahverkehrskonzept von einer Stabilisierung des heutigen Netzes und verweist darauf, dass bis 2012 keine weiteren Regionalbahnstrecken stillgelegt und keine weiteren Regionalzüge abbestellt werden sollen. Erst im vergangenen Jahr war das Netz erneut ausgedünnt worden.

Ausgebaut werden sollen hingegen die Verbindungen zum neuen Großflughafen Berlin-Brandenburg-International (BBI) in Schönefeld. So soll unter anderem die S-Bahn-Strecke aus Berlin verlängert werden und künftig im Zehn-Minuten-Takt verkehren. Ein „eigenwirtschaftlicher Flughafenshuttle“ soll den BBI mit dem Berliner Hauptbahnhof im 15-Minuten-Takt verbinden.

Einen solchen Flughafenzubringer nannte der Kundenverband IGEB „unrealistisch“. Alle ähnlichen Versuche in Deutschland hätten gezeigt, dass sich selbst finanzierende Modelle zu teuer seien und daher von den Kunden nicht angenommen würden.

Das Nahverkehrskonzept sieht aber auch die von „Brandenburgnetz 2020“ geforderte Direktverbindung einer Regionallinie von Potsdam über Golm und Königs-Wusterhausen zum BBI vor. Die Regionalexpresslinie Berlin-Cottbus soll allerdings nicht an den neuen Airport herangeführt werden – geplant sind lediglich bessere Umsteigeverbindungen in Königs-Wusterhausen. Aus Sicht des Infrastrukturministeriums hat die „pendlerorientierte Direktverbindung“ ins Zentrum von Berlin Vorrang. Diese Pläne sind umstritten. Linkspartei und Verkehrsexperten fordern bessere Verbindungen aus den Regionen Brandenburgs zum Flughafen. Nach Untersuchungen der Berliner Verkehrsverwaltung seien besonders Berufs- und Ausbildungspendler auf eine kostengünstige Direktverbindung zum BBI angewiesen.

Keine Chance sieht das Land derzeit auch für die Wiederbelebung der alten Stammbahn von Potsdam-Griebnitzsee nach Zehlendorf, nahe Stahnsdorf und Teltow im südwestlichen Berliner Umland. Thorsten Metzner / Peter Tiede

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