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Brandenburg: Vor den Baggern kommen die Plünderer In Horno wird gestohlen,

dass sich die Balken biegen

Von Sandra Dassler

Horno. In dem kleinen Dorf, das der Braunkohle weichen muss, kehrt keine Ruhe ein. Zwar sind inzwischen fast alle Einwohner nach Neu-Horno umgezogen, manche kehren jedoch ab und an in ihre alten Häuser zurück, um noch dieses oder jenes zu holen. Doch oft kommen sie zu spät. Denn Horno lockt auch Plünderer an, obwohl das Energieunternehmen Vattenfall, dessen Bagger das Dorf Stück für Stück abtragen, extra einen privaten Wachdienst eingerichtet hat.

Am vergangenen Wochenende musste dieser gemeinsam mit der Polizei gleich zweimal einschreiten. „Ein früherer Bewohner hatte am Sonnabendnachmittag auf seinem Gehöft vier Männer überrascht, die gerade seine Fensterscheiben stehlen wollten“, berichtet der Cottbuser Polizeisprecher Berndt Fleischer: „Sie behaupteten sogar, dass sie dafür die Genehmigung von Vattenfall hätten.“ Der Ex-Hornoer war über so viel Dreistigkeit empört. Seiner Schilderung zufolge hatte er das Haus noch gar nicht an Vattenfall übergeben. Er informierte die Polizei sowie den privaten Wachdienst und zeigte die Männer wegen Diebstahls an. Die zogen davon – kamen aber schon wenige Stunden später zurück und verbrachten offenbar sogar die Nacht in dem Haus. Als dessen Besitzer sie am Sonntagmorgen erneut überraschte, bedrohten sie ihn sogar mit einem Baseballschläger. „Letztlich blieb es jedoch bei verbalen Angriffen“, sagt Polizeisprecher Fleischer. „Unsere Kollegen ermitteln inzwischen gegen die Männer.“

Im Jahr 2003 waren bei der Polizei 28 Anzeigen wegen Diebstahl und Hausfriedensbruch in Horno eingegangen, in diesem Jahr sind es erst vier. Das liegt aber möglicherweise daran, dass vieles unbemerkt bleibt, weil die ehemaligen Besitzer nicht mehr in ihre Häuser zurückkommen. Die Dunkelziffer ist nach Polizeischätzungen weitaus höher.

Auch für die Bergleute sind die Plünderungen ein Problem. Ein Sprecher beklagte gestern, dass oft sogar Stützbalken aus den Häusern gestohlen werden, so dass die Sicherheit der den Abriss vorbereitenden Männer gefährdet sei. Die Polizei will deshalb ihre Streifenfahrten durch Horno verstärken. Dass unter den Plünderern, wie oft behauptet, auch polnische Bürger sind, bezweifelt der Polizeisprecher: „Bislang hatten wir es vor allem mit Deutschen aus der Umgebung zu tun.“

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