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Brandenburg: Weihnachtsgänse werden knapp

Wegen der Stallpflicht haben viele Betriebe die Zucht aufgegeben. Andere haben jetzt schon alles verkauft

Fürstenberg - „Hätten wir doch nur mehr in Gänsen gemacht – die Nachfrage ist riesig.“ Ingeborg Riest vom Gut Boltenhof bei Fürstenberg (Havel) bekommt zu spüren, dass im Land die Weihnachtsgänse knapp werden. „Bei uns rufen zunehmend Kunden an, die wir noch nie an der Strippe hatten.“ Die Chefin des Bauernhofes mit Ferienzimmern weiß von etlichen Kollegen aus der Region, die sich infolge der Auflagen wegen der Vogelgrippe von der Gänsezucht verabschiedet haben. Geflügelzüchter Gerd Gentz schätzt, dass bis zu einem Drittel der Geflügelzüchter keine Gänse mehr aufzieht. Auch der Brandenburger Bauernverband sowie das Landwirtschaftsministerium bestätigt einen Rückgang.

„Die Kosten für Volieren und die Bürokratie haben viele Züchter verunsichert“, sagt Gentz, der viele Kunden in Brandenburg beliefert. Etliche Kollegen verfügten nicht über genügend Platz, um die Tiere im Stall unterzubringen und haben notgeschlachtet. Oder ihnen waren die Kosten für die Kot- und Blutproben, die Veterinärämter fordern, zu hoch. Einige Züchter dünnten ihren Bestand auch aus, weil das soziale Gefüge einer Herde im Stall durcheinandergerät. Draußen habe jeder Ganter seine Gänse, im Stall stürzen sich aber auch viele Jungtiere auf die Weibchen, was diese in Stress versetze.

In Brandenburg wurden aber zahlreiche Ausnahmegenehmigungen erlassen, so dass fast alle Entenvögel längst wieder draußen gehalten werden. Im ganzen Land halten gewerbliche Betriebe etwa 860 000 Gänse. Auf dem Boltenhof bei Fürstenberg watscheln derzeit 150 Gänse frei herum, „die brauchen Bewegung und das frische Gras“, sagt Ingeborg Riest. Die Kundschaft, die qualitativ gutes Fleisch schätze, wisse das – doch nur rund zehn Prozent der Weihnachtsgänse kommen aus bundesdeutschen Ställen. In diesem Jahr wird der Anteil der Mastgänse aus Osteuropa wohl steigen – dort hat man es Züchter Gentz zufolge mit der Stallpflicht nicht so genau genommen. Diese Tiere würden aber teils gestopft – „das ist Tierquälerei“ –, und sie hätten mehr Fett als Fleisch. Angesichts der Mangelware Weihnachtsgänse freut sich Gentz indes, „dass wir unsere Bestellbücher dieses Jahr früher werden schließen können“.

Infos zu Gänsezüchtern im Internet:

www.natuerlich-brandenburg.de

Annette Kögel

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